Manege frei für die Trennung von Staat und Kirche im Wallis!

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Heute fand eine Pressekonferenz anlässlich der Lancierung einer Kantonalen Volksinitiative für die „Trennung von Kirche und Staat im Wallis“ statt. Im Februar diesen Jahres wurde ein Verein für die Initiativlancierung gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Walliser Piratenpartei und die Unterwalliser Jungsozialisten bereits ihre Unterstützung bereits zugesichert. Man darf gespannt sein, wie die etablierten Parteien im Wallis auf die Initaitive reagieren werden: werden sie auch Mut haben, die Bereinigung der klerikalen Altlasten im Wallis zu fordern oder werden sie aus Furcht, Wählerstimmen zu verlieren, kleinbei geben? Ich wage einen Blick in die Glaskugel:

Rechte Ecke:

Die deponierte Initiative verlangt eine Änderung der Walliser Kantonsverfassung. Damit die Initiative zur Abstimmung kommt, sind 6000 Unterschriften innerhalb eines Jahres erforderlich. Würde man lediglich die Änderung eines einzelnen Gessetzes fordern, wären lediglich 4000 Unterschriften notwendig.

Die SVP Wallis versucht im Moment, ein Generalverbot von Kopfbedeckungen an den öffentlichen Schulen durch eine Gesetzesänderung (wofür nur 4000 Stimmen notwendig sind) durchzusetzen; unter dem vorgeschobenen Argument, man wolle nur modische Auswüchse verhindern, geht es konkret darum muslimischen Mädchen das Tragen von Kopftüchern zu verbieten. Würde nun die Verfassungsinitiative zur Trennung von Staat und Kirche durchkommen, würde dieser Hirnfurz der SVP per Verfassung verhindert und der üble Gestank der latenten Gleichmacherei und Islamophobie würde wieder verfliegen.

Es ist damit zu rechnen, dass sich die SVP mit der gewohnten Demagogie gegen die Initiative wehren wird und ihrer Tradition, Traditionen um ihrer selbst Willen zu verteidigen, fröhnen wird. Auch auf die Reaktion unseres politischen Doppelverdieners Oskar Freysinger darf man gespannt sein. Als kantonaler Bildungsminister mit SVP Hintergrund, wird er vollauf damit beschäftigt sein davon abzulenken, dass die Kosten des Walliser Bildungssystem durch eine Trennung von Staat und Kirche per sofort ins Lot gebracht werden würden und dass das Recht der Eltern, frei über die religiöse Erziehung ihres Kindes zu entscheiden ohne befürchten zu müssen, dass das Kind oder die Familie soziale Diskriminierung erfährt, massiv gestärkt würde.

Christliche Ecke:

Die CVP wird gebetsmühlenartig auf die „christlichen Werte“ wie der Homophobie, des Sexismus und der Herabwürdigung Andersdenker bestehen. Vermutlich wird man noch darauf hinweisen, dass die Institution der Familie durch die Stärkung ihrer religiösen Rechte stark gefährdet wird und dass die öffentlich-rechtlichen Kirchen im Wallis per sofort Konkurs anmelden müssten. Von Walter Bellwald der RhoneZeitung erwarten wir einen Artikel, indem er mit Hilfe des Evangeliums belegen wird, dass die Trennung von Staat und Kirche die Walliser Suizidrate explodieren lassen wird. Von der CSP ist – trotz der etwas progressiveren Ausrichtung – nicht zu erwarten, dass sie ihr „hohes C“ mit einer Trennung von Staat und Kirche vereinen können.

Freisinnige Ecke:

Die FDP, ehemals eine Partei die es im Wallis vor über 170 Jahren geschafft hatte, einen Säkularisierungsartikel durchzusetzen, dürfte die Initiative eigentlich unterstützen; auch wenn Repräsentanten wie Claude Roch auch anderes erahnen lassen: Vielleicht wird die FDP ja den Spagat wagen und behaupten, dass eine Abtrennung der Kirche vom Staat einen „ungerechtfertigten Eingriff durch den Staat“ darstellt, der uns eine klerikale Massenarbeitslosigkeit bescheren würde, die das Wallis in den Ruin treiben könne; der Freisinnigkeit sind keine Grenzen gesetzt!

Linke Ecke:

Grundsätzlich ist mit Unterstützung zu rechnen; wenn auch in unterschiedlichem Ausmass: die Jungsozialisten des Ober- und Unterwallis sowie die Alternative Linke werden mit Grosser Wahrscheinlichkeit die Courage haben, um sich für die Initiative stark zu machen. Die Mutterpartei hingegen könnte hingegen zögerlich reagieren und mit dem Vorwand, die Abschaffung des Kapitalismus hätte Vorrang, eine Unterstützung der Initiative nur hinter vorgehaltener Hand zugeben…

Fazit: Die Lancierung der Initiative dürfte allemal für eine unterhaltsame Zeit sorgen!


 

Das Komitee macht auf seiner Webseite auf derzeitige Missstände aufmerksam, die konkret die Mehrheit der Walliser Bevölkerung – also die Mitglieder der öffentlich-rechtlichen Kirchen – betreffen und belegen viele Skandale des Sittener Bistums mit zahlreichen Presseberichten aus den letzten Jahren:

Da (projekt)sinnfrei schon immer für eine längst fällige Trennung von Staat und Kirche im Wallis eingestanden ist und in der Vergangenheit immer wieder über die krassen Missstände in unserem Kanton aufmerksam gemacht hat, begrüssen wir diese Initiative sehr und wir rufen unsere LeserInnen dazu auf, alles in eurer Macht stehende zu tun um dem Larifari in den öffentlich-rechtlichen Kirchen endlich Einhalt zu gebieten.

Der Unterschriftenbogen zum Download:

UNTERSCHRIFTENBOGEN DOWNLOAD

  • Ein Bogen darf nur Unterschriften von der gleichen Gemeinde beinhalten, also benötigt es je nach Wohnort des Unterzeichners einen neuen Bogen.
  • Die Unterschriftenbögen – auch unvollständig – gehen an:
    • Initiative populaire cantonale valaisanne pour un Etat laïque Postfach 57 1976 Erde/Conthey

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