Oh mein Gott, da ist ja ein Hund!

Meinem Gemütshaushalt zu liebe: ich kotz mich mal wieder drüber aus wie sehr mich gewisse Menschen nerven . .- Und diesmal meine ich – und ich weiss dass das nicht das erste Mal ist – die Hundehasser. Ich habe gerade ein unterhaltsames Wochenende hinter mir welches mich mehr denn je bezweifeln lässt, dass der Hund als Haustier unter den Menschen noch echte Zukunft hat.

Wie man aus dem letzten Projekt Sinnfrei Statusreport 10 entnehmen kann bin ich umgezogen in eine neue Behausung. Bereits frühzeitig klärte ich mit meinen Vermietern die Sachlage bezüglich Hund im Mehrfamilienhaus. Man versicherte mir, dass bereits für mich in Ordnung gebracht zu haben und so bin ich selig in die neue Wohnung eingezogen.

Seit 3 Wochen lebe ich nun in der neuen Umgebung, und grösstenteils fühlt es sich an als wäre es wohl die beste Entscheidung meines Lebens gewesen. Aber auch der berüchtigte Vermutstropfen liess nicht lange auf sich warten.

Seitdem ich in der neuen Wohnung lebe ist mein Hund regelmässig an meiner Seite und übernachtet dann und wann bei mir, hin und wieder bei den Eltern. Nach eineinhalb Wochen traf ich dann meine erste Nachbarin.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich in den Genuss gekommen, dass Treppenhaus sowohl menschenleer als auch totenstill vorzufinden, was ja eigentlich auch nicht übel ist, da meiner Ansicht nach die besten Nachbarn die sind, die man nie kennen lernt.

Zumindest bestätigte sich diese Einstellung auch zugleich als mich diese Nachbarin auf meinen Hund ansprach und mir mitteilte, dass Hunde grundsätzlich in diesem Haus verboten seien (wie wäre es mal mit einem Willkommensknochen? ) . Natürlich entgegnete ich, dass dies meine Vermieter bereits für mich geregelt hätten; doch verunsichert hat mich dieser Hinweis natürlich schon, und deshalb holte ich weitere Erkundungen ein und erfuhr, dass meine Vermieter für mich beim Hausverwalter eine Spezialbewilligung erwirkt hatten, womit ich dann wohl aus dem Schneider wäre.

Als ich besagte Nachbarin wieder traf und ihr mitteilte, bereits über eine Bewilligung zu verfügen, konnte diese kaum an sich halten und teilte mit fuchtelnden Händen mit, dass sie den Verwalter mit Sicherheit darauf ansprechen werde, weshalb er ohne Zustimmung aller Mitbewohner die Bewilligung ausgestellt hätte (dabei betonte sie, dass dies natürlich nichts mit dem Hund an sich zu tun hätte, er hätte sie nie gestört; aber da gehe es um Anstand und ums Prinzip!).

Soll ich euch mal sagen was ich von Leuten halte die für Prinzipien kämpfen? Also a) sind das verdammte Fundamentalisten und b) Wichtigmacher, die nicht damit klarkommen, dass sie letzten Endes nichts zu sagen haben. Um sich aber weiterhin in der Irrigen Annahme zu wiegen, sie seien doch jemand, versteifen sie sich auf ungeschriebene Regeln und erklären sich zum Moralapostel.

Nun ja, die Diskussion über meinen Hund im neuen Zuhause ist somit also eröffnet; und das bloss weil eine eingebildete alte Schachtel sich wichtig machen muss und es nicht auf sich beruhen lassen kann; Hauptsache Hund und Halter sind die Loser.

Ein kleiner Spaziergang in der Fribourger Altstadt kann auch schon mal zur Geduldsprobe werden; nämlich dann wenn eine Touristin zielstrebig auf Hund und Hundehalter zusteuert und mit Handzeichen fragt, ob der Hund beisse (wobei ich anfangs dachte sie würde mich fragen ob er reden kann).- In einem Anflug sozialem Verständnisses sagte ich, sie dürfe den Hund gerne streicheln, da sie erstmal einen wirklich begeisterten Eindruck machte. Was dann geschah war ein schlechter Witz: sie neigte sich langsam zum Hund hinunter und berührte zaghaft sein Fell. Als Reaktion drehte sich der Hund zu ihr um, was die Touristin dazu veranlasste sofort ihre Hand wegzuziehen und wobei einen Blick aufsetzte, als wäre sie gerade einer Attacke entkommen. Ich kann es nicht ausstehen wenn der Hund wie eine Waffe behandelt wird, wo bereits dass kleinste Klicken einen misstrauisch macht. Solche Momente zerstören das Vertrauen in die Mitmenschen schon arg…

Aber es gibt noch mehr aufregendes aus der Welt der Hunde-Intoleranz zu berichten: gerade letzthin besuchten Sem.sa und ich eine kleine Studentenkneipe in Fribourg (Lö Popüleer), wo wir uns was zwischen die Kauleisten schieben wollten; meinen Hund Bobby hatten wir im Schlepptau.

Wir betraten die ausnahmsweise nicht überfüllte Beiz und setzten uns an den Rand wo der Hund vielleicht seine Ruhe haben würde. Als unsere Getränkebestellung vorbei gebracht wurde war die Serviertochter so freundlich und hat uns das Trinkgeld erspart als sie mich – als sie den Hund dann erstmals bemerkte – darauf aufmerksam machte dass Hunde hier EIGENTLICH verboten seien. Auf meine höfliche Entschuldigung, dass das nicht beschildert sei, kam ein flappes „Ich weiss, für dieses Mal wollen wir’s jetzt gut sein lassen“ .- Wobei ich mich dann frage: Warum behandeln mich die Leute dann immer noch so als sei ich im Fehler? Ich meine: soll etwa auf telepatische Weise erfahren wo Hunde erlaubt sind und wo nicht?

Nun ja, aber unser Restaurantbesuch schien unter einem schlechten Stern zu stehen: obschon es doch erhebliche Platzauswahl gegeben hätte, entschied sich eine Familie mit einem etwa dreijährigen Kind und einem Baby samt Freunden sich ebenfalls an unseren Tisch zu setzen. Wie so oft bemerkten sie den Hund erst als sie sich unsere Stühle schnappen wollten bzw. als es „zu spät“ war. Die schnippische Bemerkung war auch auf französisch nicht misszuverstehen.-

Ok, mal abgesehen davon dass ich es nicht ausstehen kann wenn Kleinkinder neben mich gesetzt werden und die Leute gerade eine absolut unnötige und absolut vorurteilsbelastete Aussage gemacht haben, blieb ich ruhig und dachte: damit wärs dann wohl belassen. Aber nein: der Familienvater entschied sich dafür sein Baby direkt auf den Stuhl neben den Hund zu setzen.

Also um das klarzustellen: das Kind musste sich vor mir mehr fürchten als dem Hund, doch die Tatsache, ein Kind welches durch Kreischen und Schreien kommuniziert,in einem geschlossenen Raum neben ein Tier zu setzen welches zigmal lauter hören kann, finde ich ebenso falsch wie einen Menschen der noch nicht mal gelernt hat seine eigene Spucke zu schlucken neben ein Tier zu setzen, welches nicht begreifen wird, weshalb dieses kleine rosa Etwas an seinem Schwanz zieht oder ihn anschreit.

Aber als ob das nicht genügen würde: das etwa 3-jährige Kind schien „Interesse“ an meinem Hund zu haben und wollte – obwohl es offensichtlich eine Scheissangst hatte – näher kommen. Das offensichtlich zögerliche Verhalten und die Ermutigungen der Eltern – wohlgemerkt: ohne mein Einverständnis – schien mir mehr auf den Geist zu gehen als dem Hund, denn a) soll man gefälligst zuerst fragen und b) wäre es eine gute Idee das Kind erstmal im Umgang mit Hunden aufzuklären bevor man ihm sagt, es solle einen wildfremden Hund anfassen.- ein paar kalte Blicke schienen dann doch bewirkt zu haben, dass sie das Kind wieder „an die Leine“ nahmen; was mir auch lieber war: zum Schutz des Hundes.

Wir entkamen dann ganz und gar ohne blutige Zwischenfälle aus dem unbeschilderten Studentencafé und verzogen uns dann erleichtert, denn eine Spezialkategorie unter den Verständnislosen bilden junge Eltern: sie sind die schlimmste Form der Hundehasser. Auf geradezu perverse Weise behandeln sie ihre Kinder so als würden sie später mal Präsidenten werden falls sie nicht gerade der Messias persönlich sind.

Ich meine: sicher kann man sich drüber freuen dass es jetzt mit Hormontherapie und Viagra doch noch geklappt hat, ein Kind zu kriegen.- aber ich sag’s direkt: solange das Kind nicht durch Taten beweist, dass es was besseres ist, sehe ich mich nicht gezwungen dazu, das Kind zu verehren.- Junge Eltern erwarten von einem nämlich meistens, ihr sabberndes, lautes und unförmiges Produkt der Liebe mit einer Anerkennung zu betrachten, die ich nicht bereit bin entgegenzubringen; das ist der Job der Eltern, nicht meine.

Und eben oftmals solche Leute sehen den Hund als direkte Bedrohung für ihre jungen Nachkommen und demonstrieren dies direkt und unverblümt, bar jeden Anstandes.- Dieselben Leute gehen mit ihren Kindern Sonntags auf der Kantonalstrasse Fahrradfahren und werfen jedem Autofahrer, der nicht mindestens auf 1 km/h abbremst einen Blick der Verachtung zu, für welchen es sich lohnen würde einen Kalender zu machen; dass es unbefahrene Radwege gibt welche vielleicht sicherer wären, ist dabei absolut irrelevant: es geht hier um IHRE Kinder, die Retter der Welt!

Und um das ganze nun abzurunden: heute schob ich schnell Wäsche in die öffentliche Waschmaschine und der Hund sass wie bestellt und nicht abgeholt an der Tür weil er wusste, dass gleich ein Gassi folgen würde. In diesem Augenblick betraten meine Nachbarn Nr. 3 die Szenerie (jaja, von Nachbarn Nr. 2 wurde mir von Nachbarin Nr. 1 abgeraten.- erklärt mir jemand warum man sich mit Leuten streitet die in nächste Nähe wohnen?)

Ich nahm den Hund – zuvorkommen wie ich sein kann – an meine Seite und liess die Leute freundliche grüssend passieren. Nachdem der Hund und schliesslich ich kritisch gemustert wurden rang man sich dann doch einen Gruss ab und verzog sich aus der Waschküche. Während die Herrschaften das Treppenhaus hinaufstiegen konnte ich als erstes den Mann hören: Hunde sind doch hier gar nicht erlaubt.

Ok, meine Frage an euch: bin ich dafür verantwortlich dass alle Leute wissen dass ich eine Bewilligung habe? Sollte ich meinen Hund immer wenn wir im Block sind ein Shirt anziehen mit der Aufschrift „Ich bin legal hier“? Und vor allem: warum sprechen mich die Leute nicht einfach an und fragen nach? Nein, viel lieber spekulieren sie hinter dem Rücken derer, welche es besser wüssten und bemerken nicht einmal wie absolut unsinnig ihre Bedenken sind gemessen an der Tatsache, dass dieser Vierbeiner bereits seit drei Wochen direkt über ihren Köpfen haust ohne dass sie es bemerkt hätten…

Wobei dies meiner Ansicht nach die wohl erstaunlichste und gleichzeitig nervtötendste Eigenschaft der Leute ist: SOBALD sie den Hund SEHEN wir gemotzt, ohne sich der Tatsache bewusst zu werden, dass sie keinen Grund zu Gejammere hätten, da der Hund sie ja offensichtlich bis zu dem Zeitpunkt als sie ihn einfach bloss entdeckt haben gar nicht gestört hat.

Ich meine: auf den täglichen Spaziergängen trifft man viele Leute die keine Ahnung vom Umgang mit Hunden haben: unter diese Kategorie fallen sogar hin und wieder – und natürlich leider – auch Hundehalter selbst. Deshalb leine ich den Hund üblicherweise an wenn ich beispielsweise eine Familie mit kleinen Kindern sehe, weil die Eltern einen sonst mit ihren Augen killen. Erstaunlicherweise tun sie das aber hin und wieder auch dann, wenn der Hund angeleint ist. Warum? Keine Ahnung was in ihren Köpfen vorgeht.- ich male mir dann aus wie sie denken, dass mein Hund so dermassen gefährlich sei, dass ich ihn anleinen müsste, wo doch in Wirklichkeit die Gefahr wo ganz anders ist. Naja egal, zumindest wird man nicht selten mit abschätzigen Blicken verwöhnt mit einem Vierbeiner im Schlepptau.

Bevor ich mich noch total vergesse möchte ich jetzt einlenken und euch sagen, warum mich das alles so dermassen stört: damals, vor einer unheimlich langen Zeit, begann der Mensch, den Wolf hausfein zu machen. Das Verhältnis zwischen dem damaligen Wolf/Hund und dem Menschen war eine Symbiose, welche sich bewährt hatte und in der Neuzeit sogar ausgebaut wurde. Heute leihen Hunde blinden Menschen ihre Augen, finden Rauschmittel, retten Lawinenopfer, finden Kinder, die sich im Wals verlaufen haben. Und einige – so wie mein Hund – sind einfach bloss angenehme und verlässliche Begleiter, welche das Familienleben beleben und die Nähe zur Natur fördern.

Mein Problem: während die lieben Hundehasser also jeden Vierbeiner mit ihren Blicken aufspiessen oder unflätige Bemerkungen machen, sind sie sich nicht im Geringsten der Tatsache bewusst, dass das Leben, welches sie führen, bereits von Hunden unterstützt wird. Während die lieben jungen Eltern ihr Kind panisch verhüllen erkennen sie nicht dass eben dieser Hund vielleicht dafür verantwortlich ist, dass ihr Kind nach einem schweren Unfall ein lebenswertes Leben führen kann etc…

Die Symbiose wird durch diese verdammten Hundehasser zu einem menschlichen Schmarotzertum. Denn während der Hund dem Menschen längst eine Treue entgegen bringt, welche man unter Menschen erstmal finden muss, versuchen diese Menschen zunehmend, den Hund wie einen (ironischerweise) „Parasiten“ aus der Gesellschaft zu merzen; durch vergiftete Köder oder Mobbing von Hundehaltern.

Dabei wird total verkannt, dass man der jahrtausende alten Bindung zwischen Mensch und Hund nicht einfach bloss entgegensetzen kann, dass man mal auf Hundekacke getreten ist und dass das ganz schön stinkt. Damit ist die Sache nicht vom Tisch. Letzten Endes hat der Mensch den Hund verändert, durch Zucht manipuliert und zu „seinen Kindern“ gemacht.

Domestizierung lässt sich aber nicht einfach rückgängig machen wie einen Tippfehler in Word; viel mehr ist es längst zu einem Teil unserer Geschichte geworden, den man würdigen und pflegen sollte um dieser bereits weitreichenden und äusserst langjährigen artenübergreifenden Freundschaft den Respekt zu zollen, den sie verdammt nochmal verdient!

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