„Wenn die Bienen sterben…

…hat der Mensch noch 4 Jahre.“ Dieses nicht verifizierte Zitat wird Albert Einstein zugeschrieben. In den letzten Jahren wird es immer öfter zitiert. Das starke Bienensterben mag zwar in erster Linie die Imker interessieren, hat aber umfassende Auswirkungen auf die grosse Teile von Flora und Fauna. Die Forschungen laufen auf Hochtouren…

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Bienen sterben weltweit

Tote Bienen in einer Imkerei in Freiburg.
(Foto: dpa)

Seit einigen Jahren beobachten Imker ein großes Bienensterben, besonders in den USA, Europa, dem Mittleren Osten sowie Japan. Dabei kommt es zu Verlusten von bis zu 85 Prozent der Kolonien. Eine einzelne Ursache dafür scheint es nicht zu geben. Vielmehr kommen wohl Milben, verschiedene Viren, Umwelteinflüsse, Nahrungsmangel und gering konzentrierte Gifte zusammen.

Das Problem trifft bei weitem nicht nur Honigliebhaber: Rund zehn Prozent des Wertes der weltweiten Agrarproduktion (etwa 150 Milliarden Euro) gehen auf die Bestäubung der Pflanzen durch Insekten zurück.

„Die meisten Berichte (zu den Ursachen des Bienensterbens) fußen auf Vermutungen, nur wenige auf harten Fakten“, erklären Francis Ratnieks und Norman Carreck. Beide arbeiten im Labor für Bienenkunde und soziale Insekten der University of Essex und tragen nun im Journal „Science“ zusammen, was bisher über die Auslöser bekannt ist. Ihrem Überblick zufolge wurden bislang auch schon die Strahlung von Mobiltelefonen oder genetisch veränderte Pflanzen als Grund für den Bienentod genannt. Letzteres sahen etwa deutsche Imker schon einmal als Ursache.

Treibende Kraft der Zerstörung

Ein Imker mit einer Honigwabe vor einem Feld mit Phacelia.
(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eine der treibenden Kräfte der Zerstörung ist die Varroa-Milbe (Varroa destr,uctor) die einst nur die asiatische Honigbiene befiel, sich inzwischen aber weltweit ausgebreitet hat – mit Ausnahme Australiens. Die Tiere nutzen zu ihrer Vermehrung die Bienenlarven, deren Lymph-Flüssigkeit sie saugen. Damit stören sie die Nährstoffversorgung der sich entwickelnden Bienen, erklärt Marina Doris Meixner vom Bieneninstitut des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen in Kirchhain.

Im „Journal of Invertebrate Pathology“ weist sie zudem auf die Rolle von Pestiziden hin. Traditionell habe man die Insekten vor direkten Vergiftungen damit schützen wollen, schreibt sie. Seit andere, neue Substanzen zum Einsatz kämen, sie dies nicht mehr das vorrangige Ziel. Nun richte sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Frage, ob es vielleicht langfristige Folgen niedriger Dosierungen von Giften gebe.

Viren tragen ihr Übriges bei

Nach Ansicht von Ratnieks und Carreck ist es nicht unbedingt die Milbe allein, die den Tod ganzer Bienenvölker (Colony Collaps Disorder, CCD) letztlich auslöst, sondern gleich mehrere mit dem Schädling eingeschleppte Viren. Varroa destructor übertrage, so hätten es mehrere Untersuchungen gezeigt, solche Viren, die im Zusammenhang mit Bienen bisher kaum aufgefallen waren. Dabei handele es sich unter anderem um die Erreger „slow paralysis virus“ und „Kashmir bee virus“, heißt es bei den beiden Autoren. Insgesamt sind 18 Honigbienen-Viren bekannt.

In einem Experiment in Großbritannien waren Bienenvölker, die 1994/95 keine Milben hatten, auch nicht mit einem Virus infiziert, der die Flügel verkümmern lässt. Nachdem diese Milben 1997/98 in die Stöcke eingedrungen waren, gab es auch in allen Bienenkolonien die Viren. Unglücklicherweise seien die Milben inzwischen sowohl in großen Gebieten der USA als auch Europas resistent gegen die effektivsten Chemikalien zu ihrer Bekämpfung geworden.

Der Milbenbefall könne aber nicht alle Probleme erklären, schreiben Ratnieks und Carreck. Denn in den USA sei gezeigt worden, dass das Kashmir bee virus allem Anschein nach auch von Insekt zu Insekt übertragen werden könne – dies erkläre, warum auch wenige Milben im Bienenstock große Verluste zur Folge haben können.

Europa trifft es auch

Arbeitsbienen am Eingang zum Bienenstock.
(Foto: picture-alliance/ dpa)

Auch in vielen Ländern Europas sterben die Bienenvölker. Peter Neumann vom Schweizer Zentrum für Bienenforschung in Bern hat die Daten zusammengetragen. Schottland, Finnland, Dänemark, England, Österreich, Schweiz, Polen, Italien, Griechenland – überall geht der Trend in der vergangenen Zeit nach unten. Besonders schlimm betroffen sind Dänemark, England und Italien, wo mindestens ein Drittel der Stöcke verwaiste, heißt es.

Im Frühjahr 2008 gab es auch für deutsche Imker ein sehr böses Erwachen: Im Schnitt hatten 30 Prozent aller Völker den Winter nicht überlebt. Seinerzeit wurden auch die Überzüchtung der Insekten und ein unzureichendes Nahrungsangebot zur Erklärung ins Feld geführt, etwa vom führenden deutschen Bienenforscher, Professor Jürgen Tautz von der Universität Würzburg. Unter natürlichen Bedingungen ist ihm zufolge ein Verlust von zehn Prozent im Winter normal.

Auch nach Ansicht des zuständigen US-Expertengremiums „U.S. Colony Collapse Disorder Steering Committee“ ist vermutlich eine Kombination für den Tod der sozialen Insekten verantwortlich. Dazu könnten verschiedene Gifte, Krankheitserreger, schlechte Wetterbedingungen sowie Stress durch den Transport der Stöcke über lange Entfernungen hinweg beigetragen haben.

via N-TV

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