In verschiedenen großen Tageszeitungen Deutschlands erscheint heute ein offener Brief an die Bundeskanzlerin Angela Merkel zum „Tag des Geistigen Eigentums“. Darin fordern die Unterzeichner die Kanzlerin dazu auf, den „angemessenen Schutz“ ihrer Werke „zur Chefsache zu machen“.
Die Unterzeichner, darunter Musiker wie Herbert Grönemeyer, Max Herre, Udo Lindenberg, Peter Maffay, Reinhard Mey, die Söhne Mannheims und Tokio Hotel, beklagen, allein in Deutschland seien 2007 über 300 Millionen Musikstücke illegal aus dem Internet herunter geladen worden. „Zehnmal mehr, als legal verkauft wurden“.
Der deutsche Staat schaue dabei unbeteiligt zu, während andere Länder wie England oder Frankreich „mit beispielhaften Initiativen“ voran gingen. Solche Untätigkeit schade aber nicht nur den Medienkonzernen, sondern der ganzen Gesellschaft – schließlich sei geistiges Eigentum „das Öl des 21. Jahrhunderts“.
Leider versäumen die Autoren, die Herkunft der behaupteten Fakten zu belegen. Die angeblich 300 Millionen illegalen Downloads sind reine Lobbyistenzahlen, ebenso wenig gesichert ist die Behauptung, dass „70 Prozent des Internetverkehrs in Deutschland auf die – leider meist illegale – Tauschbörsennutzung“ entfallen. Auch beschränken sich die „beispielhaften Initiativen“ in anderen Ländern meist auf die Forderung, Internet-Nutzern bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen den Internet-Zugang zu sperren. Die phantasielose Forderung nach strengeren Gesetzen wird allerdings besser verständlich, wenn man weiß, wer wirklich hinter der Aktion und dem offenen Brief steht.
Der „Tag des geistigen Eigentums“ ist nämlich eine Erfindung des BDI, den offenen Brief an die Bundeskanzlerin hat der Bundesverband Musikindustrie finanziert. Es geht in ihm also keineswegs um die Zukunft des Standorts Deutschlands und auch nicht um die Existenz junger Künstler, sondern – ganz banal – um die Sicherung von Kohle