Egotrip

Egotrip, ein Bericht ĂŒber 3 Tage Ausland Aufenthalt!

21 Jahre hat es gedauert, bis ich mich alleine ins Ausland traute. Nun ‚traute‘ ist wohl das falsche Wort, ich hĂ€tte das schon viel frĂŒher gemacht, hĂ€tte ich das nötige Geld dazu gehabt.

Nach London und Paris wollte ich mir unbedingt eine weitere Hauptstadt reinziehen. Ziel: Berlin. Leider konnte Aila nicht mitkommen, da sie keine Ferien erhielt und die FlĂŒge am Wochenende einfach unser Budget ĂŒberstiegen. Also entschloss ich mich, alleine dorthin zu reisen und wie sich herausstellte, hat es sich ausbezahlt. Das war sozusagen meine Jungfernfahrt und ich muss ehrlich sagen, alleine zu reisen ist eine Erfahrung wert.

Am 27. Mai war es dann soweit, nach dem ganzen Ticketterror konnte ich mich an diesem Morgen aus dem Bett zerren um in Fribourg den Zug (wĂ€h) nach ZĂŒrich (wĂ€h) zu nehmen. Ganz ungewohnt kam es mir vor wieder auf ein öffentliches Verkehrsmittel zu setzen. Es war gar nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte, denn in dem Abteil war nicht allzu viel los. Je nĂ€her man aber nach ZĂŒrich (wĂ€h) kam, umso mehr fĂŒllte sich der Zug und die Luft wurde immer dicker.
Gegen 10 Uhr war ich dann am Flughafen ZĂŒrich und genoss zuerst eine Zigarette. Wobei mich aber alle so dumm angesehen haben, sodass ich mich dreimal vergewisserte, dass draussen! auch ja kein Rauchverbot war.
Bekanntermassen schiebe ich immer Panik, wenn ich etwas auf Zeit suchen muss, deshalb war ich auch viel zu frĂŒh dort, doch ich durfte bereits einchecken. Überrascht von mir selbst, fand ich den Richtigen Schalter relativ schnell und konnte mein GepĂ€ck schon aufgeben.
Um 12.30 nach unzĂ€hligen Raucher-Lounges, konnte ich endlich in den Flieger einsteigen. Kein ZurĂŒck. Ich fĂŒhlte mich den ganzen Morgen schon wie in ein Melt!-Fieber versetzt, nicht zu beschreiben, wie geil es mir ging! Im Flugzeug sass ich neben einem Businesstouristen, der mich den ganzen Flug lang beobachtet hatte. Nun ein Anblick war es wert, ich die junge Schweizerin mit einem breiten Grinsen auf der Visage und am Headbangen tausende Km ĂŒber dem Boden. Dann 1h und 20min spĂ€ter landete ich am Flughafen Tegel in Berlin. Ich wollte einfach nur raus und sehen, wo es mich hinverschlagen hatte. Tanzend ĂŒbergab ich den Security-Fritzen meine ID-Karte und sie lachten sich kaputt ĂŒber meine Vorfreude und liessen mich schliesslich passieren.

Da ich absolut keine Ahnung hatte, wohin ich jetzt soll, beschloss ich mir das erstbeste Taxi zu nehmen, was dann als sehr witzige Fahrt endete. Dieser Taxifahrer hat wirklich die gesamte Fahrt ĂŒber andere Verkehrsteilnehmer, das Rauchverbot in Taxis und ĂŒber die steigenden Benzinpreise gemotzt. Mich hat das sehr amĂŒsiert, denn sein Dialekt hörte sich an wie der eines besoffenen Inders. *gröhl* Beim A&O Hotel angelangt, liess ich es mir nicht nehmen, dem Taxifahrer zu raten, er solle die Sache nicht allzu schwer nehmen 😉

Endlich kriegte ich dann mein Zimmer, im 6. Stock!, doch verblieb nur ein Foto lang. Kurz informierte ich mich an der Rezeption, wohin ich laufen soll. Sie sagte nur, rechts Ghetto links Stadt. Ich entschied mich zuerst fĂŒr die Stadt und lief dann satte 2h bis zum nĂ€chsten Friseursalon um mir erstmal die Haare schneiden zu lassen. Kurze Sache, aber ein langes GesprĂ€ch mit der ĂŒberaus coolen Friseuse, wie witzig wir Schweizer doch sind. Leider war es schon 17 Uhr und ich wollte dann doch mal was essen. Ich entschied mich fĂŒr eine echte Berliner Currywurst, die sehr lecker war, doch mit jedem Bissen musste ich an das Buch ‚die Entstehung der Currywurst‘ denken, was mich stĂ€ndig zum lachen brachte, kein Wunder bei diesem sinnlosen Titel, obschon der Inhalt recht ernst ist.

Eigentlich wollte ich dann mal ein deutsches Multiplex Kino bestaunen, doch dann geschah es.. eine Wildlife-AnhĂ€ngerin schnappte mich kurz vor der TĂŒr und erklĂ€rte mir die schwierige Situation von kleinen Baumaffen im Amazonas. Ich erwĂ€hnte dass ich CH’er bin und das Thema war beendet, da ich bei keiner DE-Organisation mitmachen kann.
Die Typen sahen recht alternativ aus, also erkundigte ich mich gleich ĂŒbers Nachtleben und erhielt gleich eine Seite voll Tipps wo ich zu Electro abfeiern konnte. Leider wollten sie nicht mitkommen, aber… (fortsetzung folgt diesbez.)

Da ich mich weigerte die U-Bahn zu nehmen, lief ich den ganzen Weg wieder zurĂŒck und musste am ersten Abend schon gegen 23 Uhr aufgeben, da ich echt geschafft war. Schlauerweise habe ich mir ein 6-Pack Bier besorgt und feierte mit mir und dem mini-mini-mini-Fernseher meine Ankunft in Berlin.

Mittwoch, nun fing die Reise erst richtig an. Meine Tour begann ich beim Fernsehturm, ich bezahlte mehr als 10 Euro um auf den rund 200m hohen Turm zu fahren (highspeed-lift, wie geil!) ein paar Fotos zu machen, und einen absolut ekelerregenden Kaffee zu trinken. Ich verzog mich recht schnell und landete irgendwie beim DDR Museum. Leider versauten mir 3 Schulklassen die FĂŒhrung, nahm aber dann die Gelegenheit wahr, mich von einem urchigen SchiffskapitĂ€n auf eine 1h-Spree-Rundfahrt zu ĂŒberreden. okay, es ist schon sehr Touri-mĂ€ssig, aber ich konnte dem Typen einfach nichts abschlagen..
Nach einer Stunde fuhren wir zur selben Anlegestelle und ich setzte mich wieder in Gang. Irgendwann befand ich mich im Tiergarten und auch bald mit Bierchen und Headphones direkt vor dem Brandenburgertor, recht eindrĂŒcklich, aber ĂŒbervoll mit Touristen, also folgte ich dem grĂŒnen MĂ€nnchen weiter Richtung SiegessĂ€ule. Die ‚Joldelse‘ wurde sie vom KapitĂ€n genannt, ich schoss ein zwei Fotos und ĂŒberliess die 160 Treppen den Japanern.

Nun, eigentlich glaubte ich meine Tour schon fast beendet, als ich vor dem zoologischen Garten stand. Naja, ich halte nicht viel von Zoo’s und auch nicht vom Zirkus. Da an diesem Tag ein Zirkus direkt vor dem Zoo stand, war meine Entscheidung bald gefĂ€llt. Ich entschied mich einfach weiter zu laufen und traf wieder auf die Wildlife-Freaks mit denen ich mich dann gleich fĂŒr den Ausgang verabredete.
Irgendwann, befand ich mich vor einem krassen GeschĂ€ft. Kaum hĂ€tte ich es mir verzeihen können, nicht hineinzugehen. Der Ladenbesitzer: gross, Hochwasser-Hosen, krauses Haar, Hawaii-Hemd und eine Hornbrille. Sein ganzer Laden bestand aus Rockabilly-Stuff, es sah einfach geil aus, leider durfte ich keine Fotos machen, da ich ihn zuvor, meiner Ansicht nach, angelacht hatte. 😉

Na dann halt weiter. Beim Adenauerplatz verliessen mich meine KrĂ€fte und ich packte die U-Bahn Richtung Charlottenburg. Ein Schloss aus der Renaissance, so nehme ich an. Die Statue glich dem kleinen Napi, doch es war dann doch ein adeliger Friedrich soundso, egal. Das Schloss interessierte mich auch nicht wirklich, sondern mehr der Schlossgarten gleich dahinter, mit eigenem Springbrunnen und Natursee, WOW! Hier legte ich mich also hin und nach 2h bemerkte ich das Schild etwas links von mir: Betreten verboten! das war ja nun wieder typisch! Aber es lag sich halt verdammt bequem dort 😉

Ich nahm dann die U-Bahn in die Stadt zurĂŒck und machte mich sogleich auf die Suche nach einem Tatoo-shop um mir meinen Wunsch zu erfĂŒllen endlich einen WĂŒrfel in der Leistengegend zu stechen, recht schnell war der Traum vorbei, einfach zu teuer fĂŒr mein Reisebudget. 🙁 na dann, habe ich einfach mit interessanten Pennern und Strassenmusikanten gesprochen, war auch teils schmerzhaft..

ab ins Hotel, umziehen.

hmm.. so gegen 20 Uhr machte sich ein doch sehr deutliches GefĂŒhl breit, ICH HATTE HUNGER!! ich zog mir dann im Restaurant Kulturzeit eine Portion Spaghetti rein, bevor ich um 22 Uhr mit den Wildlife-Fritzen in der Warschauerstrasse abgemacht hatte. 10 urchige Typen, mit wirklich schrĂ€gen Frisuren, von denen dich jeder mit einer anderen bedrohten Tierart zu quatschen konnte, mich amĂŒsierte mit wieviel Elan sie dies erzĂ€hlen konnten.

Zuerst gingen wir ins Cassiopeia, wo eine mega Reggae-Party mit Live-Band stattfand, ĂŒberall standen Rastas heraus von denen sich kein einziger Stil halten konnte, auch wir nicht.
Nach 1h und einer satten Passiv-Scheibe verliessen wir dann diese Party und gingen gleich ins RAW zur nĂ€chsten. Hier stand Electro auf dem Programm, sehr schnell schloss ich meine Augen und tanzte zum Beat, ich liebe es. Wenn ich die Augen schliesse und mich durch den ganzen Raum schubsen lasse, dann ist das ein Anzeichen dafĂŒr, dass es sem.sa sehr gefĂ€llt. FANTASTISCH!

Naja, an diesem Abend wechselten wir noch 2mal den Club, doch leider fĂŒhrte man mich in so kleine verwinkelte Gassen, dass ich diese Clubs wohl niemehr finden werde, doch ich werds versuchen. ok, der steigende Alkoholpegel hat auch nicht zur Orientierung beigetragen, ich gebs ja zu. Zum GlĂŒck fĂŒhrten mich meine GefĂ€hrten sicher in die Köpenickerstrasse (schon wieder eine Anlehnung an Literatur: der Hauptmann von Köpenick, sehr geil!) und ich hatte dann noch 45min Fussmarsch bis zum Hotel. Danke an die Wildlife-Typen, es war echt geil mit euch zu feiern!! 😉

Ich wollte nur noch ins Bett, es war schon 5 Uhr morgens, doch schon wieder Schulklassen, die sich mit dem Lift vergnĂŒgten, also torkelte ich halt die 6 Stockwerke bis zum Zimmer und konnte mich dann endlich 4.5h erholen, toll. Denn das Hotel erwartete, dass ich um 10 Uhr bereits aus dem Hotel bin, das war echt hart, nicht mal richtig ernĂŒchtert, packte ich meine sieben Sachen und schnappte mir die nĂ€chste U-Bahn zum Kudamm.

Erstmal einen frisch gepressten O-Saft und dazu eine von einem Strassenmusikanten abgekaufte Zeitschrift Namens MOTZ. Er bedankte sich fĂŒr den Kauf mit: ‚Möge die Sonne fĂŒr dich scheinen‘ wie nett, nicht?! Nun irgendwann hatte ich sie gelesen und wollte sie ihm wieder zurĂŒckgeben, damit er sie zweimal verkaufen konnte, doch er erklĂ€rte mir, dass er sie auch einfach weg wirft.
Nach einem Foto und einem weiteren ‚Möge die Sonne fĂŒr dich scheinen‘ machte ich mich auf um den letzten DE-Snack zu mir zu nehmen. Kentucky Fried Chicken, ok nicht so Deutsch, aber LECKER! irgendwann gab ich vor Übelkeit auf und suchte mir ein Biogas-Taxi um zum Flughafen Tegel zu gelangen.

Leider war ich, mal wieder viel zu frĂŒh da, und ich gönnte mir noch eine Kappe Schlaf mitten vor dem Eingang der Flughalle, doch ich konnte mich Rechtzeitig fĂŒrs Check-in wecken.

Tja, die Security-Typen haben es nicht anders gewollt.. Da ich keine FlĂŒssigkeiten ohne PlastiktĂŒte mitnehmen durfte, versprĂŒhte ich rund 30ml Gurken-GrĂŒntee-Deo mitten beim Metalldetektor. Sie staunten nicht schlecht. Doch irgendwie verspĂŒrte ich eine Zustimmung aller Passagiere, als ich dies tat, und fĂŒhlte mich sicher. Nun die BĂŒchse war irgendwann leer und ich warf sie mit anderen, teils ungebrauchten!, GegenstĂ€nden weg, da ich keine 50 cent mehr fand um mir eine PlastiktĂŒte zu kaufen. Immerhin fĂŒhlte ich mich frisch danach.. 😉
Das war meine kleine Rebellion, gegen einen wirklich sinnlosen Paragraphen. (In ZĂŒrich liess man mich damit passieren..)

Vom RĂŒckflug weiss ich leider nicht mehr viel, ich schlief quasi mit offenen Augen, bis ich in der Zeitschrift Glamour (es hatte nichts anderes, glaubt mir!) die AbkĂŒrzung MAW fand. Es steht fĂŒr Models, Actresses and Whatever, ein junger Herr nahm sich das Recht, mitten in einer Pro-Promi-Zeitschrift sein Promi-kritisches Buch zu promoten (gröhl) wirklich ein LĂ€cheln wert.

Irgendwann, ich denke nach einer Stunde Glamour-schlafen hiess es ZĂŒrich (wĂ€h). ich montierte meine Kopfhörer, natĂŒrlich ausschliesslich mit deutscher Musik gefĂŒllt, und jagte mich zum GepĂ€ck, da mein Zug schon in 15min abfuhr. Ich wollte ja nicht noch eine Stunde lĂ€nger in ZĂŒrich (wĂ€h) verweilen. Danke an dieser Stelle fĂŒr den netten Touri, der mich unfreiwillig an den Billettautomaten vorliess!, sorry, aber es ging nicht anders.

Im Zug, hehe.., setzte sich dann ein netter Inder vor mich hin, der verzweifelt versuchte ein KreuzwortrĂ€tsel auszufĂŒllen, da sein Kuli nicht mehr mitmachen wollte. Grins… er versuchte wirklich alles, nachdem selbst das Anfeuchten nicht mehr funktionierte, versuchte er es dann auf seiner Haut, der saubere Arm war dann auch gleich im Arsch. Ich konnte nicht anders, und gröhlte mich innerlich kaputt. (Ihr kennt mich ;))

Endlich in Fribourg angelangt, freute ich mich auf mein Auto Samy the Samy und fuhr nach DĂŒdeldingen, endlich schlafen!!

Nun, das wars von meinem Egotrip!

Diese Reise war einfach fantastisch, ich empfehle jedem, mindestens einmal alleine ins Ausland zu reisen. Wirklich Ă€usserst delikat. 🙂

Ich sag nur: Berlin, Berlin am Meer, schön wenn es so wÀr.

Als dann, danke fĂŒrs Lesen!

cheers

sem.sa

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