In den letzten Monaten erhielt in der Schweiz die Tradition der Inquisition neuen Aufwind:
- Wo früher ein Pranger auf dem Dorfplatz aufgestellt wurde, da gehen heute die konservativen Gemeindepräsidenten einfach an die Presse um die fristlose Kündigung eines atheistischen Lehrers mit einer Mehrheitsmeinung zu entschuldigen.
- Auch öffentliche Verbrennungen finden nicht mehr statt, aber Androhungen derselben werden immer noch gerne an Ketzerfamilien verschickt, und zwar solange bis diese das Land verlassen.
Der Grund für diese moderne Ketzerverfolgung: Das Kreuz.
Das Kreuz:
- Symbol des „Abendlandes“ (obschon wir heute wissen dass die Erde sich dreht und somit kein Morgen- oder Abendland per se existieren kann).
- Symbol für westliche Werte (ausser: Demokratie, Gleichberechtigung, Toleranz, Empirie, Selbstbestimmung etc.).
- Symbol für unsere Traditionen (wobei der Grossteil unserer Traditionen ihre Wurzeln im Heidentum finden).
- LAST BUT NOT LEAST: Symbol für das Christentum (zumindest seit Kaiser Konstantin dem Grossen oder dem Konzil von Ephesos, welche dieses bis dahin heidnische Symbol in Mode gebracht hatten).
Fragt man eine christliche Person, was sie von der Trennung von Staat und Kirche hält, erhält man meistens wohlwollende Rückmeldungen.
Spricht man konkret von Sonntagsschulen, Kirchenfinanzierung ohne Hilfe des Staates und von neutralen Staatsräumlichkeiten ist oft noch Akzeptanz wahrzunehmen. Sobald es um das Entfernen von Kreuzen in öffentlichen Räumen geht, hört das Verständis aber auf.
Fragt man eine christliche Person, ob es gut ist wenn eine jüdische Person am Strassenrand, auf Berggipfeln, in Schulzimmern usw. das Hakenkreuz sehen muss, dann verneinen das die meisten.
- Das Hakenkreuz steht für die Ermordung von 6.3 Millionen Menschen, welche aufgrund ihrer Religion im 21. Jahrhundert verfolgt wurden.
- Das Kreuz steht für die Ermordung von 10 Millionen Menschen, welche aufgrund ihrer Weltanschauung vom 13. bis 18. Jahrhundert verfolgt wurden.
Umso abstruser wirkt die Verteidigung des Kreuzes durch die Bevölkerung, wenn diese bewusst die politischen Empfehlungen ihres Hirten – im Wallis handelt es sich dabei um Bischof Norbert Brunner – vollkommen ignoriert. Der geistliche Führer sprach sich klar gegen ein Minarettverbot aus. Ausser die Gemeinde Erschmatt schien dies keine Gläubigen im Wallis zu beeindrucken. Auch bei der Ausschaffungsinitiative ist davon auszugehen, dass Herr Brunners christliche Anleitung ignoriert wird.
Zwar wird das Kreuz als letzte Bastion der „christlichen Werte“ beschützt wie der eigene Augapfel, aber realpolitisch werden diese Werte mit Füssen getreten, von denselben Leuten welche die moderne Inquisition zum Schutze des Kreuzes befürworten.
wir werden uns wappnen müssen. das aufbranden sogen. christlicher werte und die rückbesinnung aufs kreuz werden mit der zunehmenden angst vor anderen glaubensgemeinschaften befeuert. eine beunruhigende entwicklung, welche mit den klassischen abwehrreflexen unserer politik lediglich an mitläufern gewinnt.