Tatsache war, dass einige oder mehrere meiner Bekannten inklusive meine Wenigkeit sich als Kubrick-Fans bezeichnen lassen (spätestens seit Clockwork Orange!). Wir waren uns frühzeitig (anfangs 2007) der Tatsache bewusst, dass eine grosse Kubrick Ausstellung in Zürich residieren würde. Eigentlich war auch klar, dass diese Ausstellung ein Muss sein würde… Naja, und dann kam dann das Frühjahr, der Sommer… und wie es nun mal so sein kann, können selbst wichtige Ereignisse still unter dem täglichen Einerlei untergehen… dann war dann auch schon das Ende der Ausstellung in greifbarer Nähe. Zwei Wochen vor Schluss haben wir uns dann doch gefunden, um an der Ausstellung in Zürich teilzunehmen.
[Zürich zu Deutschland! Zürich zu Deutschland!]
Lange Rede kurzer Sinn: zwei Fans haben es am 1. September 2007 dann wirklich bis nach Zürich Sihlcity geschafft (und eines könnt ihr mir glauben: es war Knochenarbeit!.. was? ihr glaubt das nicht? dann beginne ich jetzt mal ausführlich zu erzählen [scheiss auf Klammern]:
Nachdem wir zwar einigermassen zügig einen Parkplatz gefunden haben (Globus sei Dank), wollten wir uns erstmals auf den Weg zur Sihlcity Zürich machen. Dort sollte sich der vermeintliche Papiersaal befinden, in welchem die Ausstellung installiert ist.
Der Stadtplan, der über kubrick.ch erhältlich war, und eigentlich dazu gedacht war, die Leute zur Ausstellung zu lotsen (ich vermute zumindest) , bestand aus der Auflistung von drei Bussen, wobei nirgendwo zu lesen war, von wo aus der erste eigentlich abfuhr.
Also beschlossen wir, erstmals den Hauptbahnhof *würg* aufzusuchen, um uns dort per Tourist Office über die genaue Lage von Sihlcity zu informieren. Allerdings wollten wir vorher noch was essen… Also gingen wir ins… ach wie hiess das gleich?… genau, ins Federal 🙂 Dass der Name Programm war, erkannten wir erst, als auf der Speisekarten verschiedenste Schweizer Spezialitäten (beispielsweise vegetarische Älpler Maccaroni oder Kutteln) aufgelistet waren. Aber die Portionen – das muss ich ehrlich zugeben! – waren absolut abkzeptabel. Also gut gestopft gings dann wieder richtung Sihlcity, bzw. Tourist Office.
In der TouristenInformation Zürich türmten sich die Leute schon fast weil die Schlangen in der Horizontalen kaum noch Platz fanden. Also wollten wir die frei verfügbare PC-Station nutzen, auf welcher man auf zuerich.ch zugreifen kann und sich alle (?) Notwendigen Infos besorgen kann. Also suchten wir nach „Papiersaal“ und fanden eine wunderschöne, niedliche Beschreibung, wie denn der so ist, allerdings nicht wo er ist.
Dann suchten wir nach „Sihlcity“, und fanden wieder eine wunderschöne, niedliche Beschreibung, wie denn Sihlcity so ist, allerdings nicht wo es ist. Also wollten wir auf den Stadtplan von zuerich.ch zugreifen. Da dieser jedoch über einen anderen Anbieter gehostet wird, und ausschliesslich die Domain zuerich.ch besucht werden durfte, erhielten wir lediglich eine Fehlermeldung die uns bestätigte, dass wir nicht herausfinden würden, wo der Papiersaal sein würde.
Und das war einer der vielen Momente an diesem Tag, an dem wir uns überlegten, ob wir nicht einfach Kehrt machen sollten. Schnurstracks. Weg von Zürich. Und wohin der Blick auf fiel, der Drang wurde kaum kleiner. Aber andererseits… die Autobahn, die wir doch durchgestanden hatten, mit den Belagsschäden, die Staus, die fürchterlichen Kennschilder welche alle mit „ZH…“ beginnen… war das alles umsonst? Nein! Das durfte nicht sein, also nahmen wir ein Taxi (oder ein Taxi nahm uns?)
Das Taxi fuhr uns nach „Sihlcity“. Von kubrick.ch hatte ich ja noch einen kleinen Stadtplan ausgedruckt, welchem die Bezeichnung „minimal“ besser auf den Leib geschneidert ist als auf Kraftwerk. Wir wähnten uns siegessicher, stiegen aus dem Taxi aus, und versuchten, dem Plan zu folgen. Nach einer Stunde querem Herumlaufens, landeten wir dann auf der Zughaltestelle von Sihlcity, entschlossen, diesem Schauspiel ein Ende zu bereiten und nach Hause zu gehen, ohne die Kubrick Ausstellung gesehen zu haben.
Während ein Selecta-Automat mir gerade bestätigte, dass er keinerlei Interesse an meinem Fünfliber hatte, fragte sem.sa ein letztes Mal eine Passantin. Und diese bedeutete uns dann, einfach nur auf die andere Seite der Gleise zu gehen, dort sei der Papiersaal. Gesagt, getan. Und tatsächlich: wir hatten es doch noch geschafft!
Also besuchten wir dann frohgemut die Ausstellung. Über Ausstellungen kann ich immer furchtbar schlecht erzählen. Alle fragen dann immer: „na was habt ihr so gesehen und wie wars?“ ich sage dann meistens: „du, wir ham viel zeug gesehen, war spannend.“ Oder ich beginne so: „also die Ausstellung hat im zweiten Stock angefangen, und der Lift brauchte total lange bis wir da waren, dann als wir dann da waren, war da erstmal ne Wand mit total vielen Bildschirmen, und auf jedem lief ein anderer Film von Kubrick… und dann stand da ein Zitat auf der Wand… ich glaube es war von ihm… was stand da bloss schon wieder?… scheisse lass mich überlegen…[…]“
Jedenfalls ist es besser, für euch und für mich, wenn ich aus der offiziellen Beschreibung die relevanten Infos herauspicke und sie für euch aufbereite… so, und jetzt ist Schluss mit dem Schreiben in der Klammer!)
Wie man auf kubrick.ch entnehmen kann, gilt „Stanley Kubrick (..) [als] einer der bedeutendsten Regisseure der internationalen Filmgeschichte. Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main präsentiert eine große, weltweit erstmalige Ausstellung über sein Leben und Werk.
Der bisher unzugängliche Nachlass des Regisseurs wurde in enger Zusammenarbeit mit Christiane Kubrick und seinem langjährigen ausführenden Produzenten Jan Harlan erschlossen. Acht Monate lang sichtete ein Archivar des Deutschen Filmmuseums den Nachlass in St. Albans, nahe London.
Bereits in der Vorbereitungsphase erhielt das Projekt große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Schauspieler, mit denen Kubrick zusammenarbeitete – so zum Beispiel Nicole Kidman, Tom Cruise und Sky du Mont – und Kollegen wie Sydney Pollack (…) [und] Steven Spielberg unterstützen die Ausstellung. Warner Bros., USA und Warner Bros., Deutschland, die wichtigsten Rechteinhaber, sind erste Kooperationspartner.
Stanley Kubrick plante seine Filmprojekte über Jahre hinweg bis ins kleinste Detail. Entsprechend umfangreich ist die Fülle an Primärmaterialien: Kostüme, Requisiten, Technik, Fotografien, Filmmaterial und unzählige Dokumente fanden sich in seinem Nachlass.
Die Ausstellung zeigt auf einer Fläche von über 1.200m² einen repräsentativen Teil des Nachlasses. Nach der Premiere in Frankfurt am Main wird die Ausstellung an weiteren Stationen im In- und Ausland präsentiert. Sie wird begleitet von einem Katalog, der in deutscher und englischer Sprache er- hältlich ist.
Das Gesamtbild der Ausstellung ist geprägt durch das Zusammenspiel von Originalen und räumlichen Inszenierungen. In den Ausstellungsrundgang sind begehbare Räume integriert, in denen Atmosphären aus Stanley Kubricks Filmen versinnbildlicht werden. Die Installationen arbeiten mit 3D-Objekten, Bildmotiven, Montage, Ton, Licht und Musik.
Zitate des Regisseurs bilden den Leitfaden durch die Räume, ergänzt durch Aussagen von Zeitzeugen, Fotografien und dokumentarisches Filmmaterial. Die Ausstellung präsentiert weitgehend unveröffentlichte fotografische Arbeiten Stanley Kubricks für die Zeitschrift Look aus Archiven in New York und Washington.
Stanley Kubricks nicht realisierte Projekte Napoleon und Aryan Papers werden erstmals ausführlich vorgestellt. Die Nachlassmaterialien dokumentieren, wie weit Kubricks Projekt (…) bereits fortgeschritten waren.
(…)“
Und so besuchten wir im Anschluss an die Ausstellung erstmals ein Starbucks Coffee, wo wir uns mit Schokoladenmilch und Kuchen versucht haben vorzumachen, nicht in Zürich zu sein. Irgendwie waren wir dann aber so am Ende, dass wir gegen Halb Vier beschlossen, nicht bis zur Filmaufführung um 17.15h zu warten (ja, die war immerhin 3.- und daher eine ernsthafte Überlegung wert!) , sondern uns von einem Taxi zum Globus chauffieren zu lassen. Wir empfanden die Ausstellung als genügend informativ.
Und so verliessen wir dann Zürich… Dankbar, noch am Leben zu sein, Dankbar, wieder nach Hause zu dürfen. Und ja, es hat sich natürlich gelohnt.