Hier folgt nun mein ultimativer, unglaublich langer und extrem ausführlicher Bericht über das Melt!Festival.
Ich stütze mich dabei auf die bleibenden Erinnerungen, über die ich jetzt – eine Woche nach dem grossen Ereignis – noch verfüge. Ich bürge für allfällige grammatikalische Todsünden, diverse Gross- und Kleinschreibefehlern und unvollständige Sätze.
Tag -1 – die Abfahrt
Um 22:40 Uhr begann für Melt!Team1 (bestehend aus drei Personen, davon zwei im Fahrerturnus) die Reise nach Gräfenhainichen. Die letzten hektischen Vorbereitungen wurden getroffen (wildes Umherstreunen in alle Richtungen).
Vignette auf den Rapido aufkleben, Lichter checken (ja, unser rechtes Blinklicht war defekt! oh mein Gott! Kurzes Abwägen, ob wir die Route neu so gestalten sollten, dass man nur Linksabbiegen muss, was dann aber zu zeitaufwändig war). 23:30 Uhr starteten wir komplett ausgerüstet in Richtung Melt! In Goppenstein um 23:50 Uhr dann der erste herbe Rückschlag: der letzte Verladezug war bereits abgefahren. Verbissene Blicke, kurzes Gefluche – dann die Entscheidung: ok, fahrn wir halt drumrum!
Tag 0 – die Reise
Also sind wir dann Richtung Montreux-Fribourg mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h (ok, es konnten schon mal 85 km/h sein [aber nur wenn wir ganz leise waren, damit der Anhänger nix von mitkriegt]) gefahren (kurzer Tankstopp in Gruyère), waren dann mit einer ca. 2 1/2 stündigen Verspätung in Pratteln eingetroffen, wo wir dann im Regen, in der Kälte, im Dunkeln auf unseren Lieferanten warteten. Die Stimmung war erwartungsvoll, erste nervöse Klogänge; doch dann war es soweit: der Mann mit dem Tomtom ward uns erschienen 🙂
die Fahrt ging weiter und wir überquerten gegen 4:00 Uhr still und unbescholten die Grenze – zweiter Tankstopp. Folgend erste verzweifelte Versuche, einen Berg zu finden, gefolgt von nervösem Abfotografieren der Gegend. Dann kam dann auch schon die Sonne raus (Stand der Dinge: noch nicht mal die Hälfte war geschafft, hip hip, hurra!).
Erster Fahrerwechsel, Gepisse. 8:00 Uhr offizieller Anpfiff zum Autobahnkrieg. Wehleidige Blicke folgen den den Highspeed-Strecken entlang, erliegen dann auf dem Tacho, der mittlerweile 90 km/h (aber wir waren auch ganz leise!) zeigt. Die Aussicht auf endlose Leeren wurde von den vorbeirauschenden Autos zerfetzt. Dann in regelmässigen Abständen: Fahren, Pissen, Fahren, Pissen –
Dann gegen 10:00 Uhr: Fahrerwechsel – danach: Fahren (ich schlafen), Pissen. Gegen vielleicht 11:00 Uhr: grosses Frühstück in einer Deutschen Raststätte welches ich zwecks Schlaf nicht miterlebt habe. Dann: Fahren, Pissen – Anschliessend: Fahrerwechsel, Tanken. Weitere zähe Stunden, durchsetzt mit Radarmeldungen aus dem Tomtom, die uns nicht betroffen haben (bisher wurden Mindestgeschwindigkeitsgrenzen ja noch nicht eingeführt).
Schilder wie „Poppenhausen“, nach zwei Kilometer ohne Markierung ein Hinweis „Achtung, keine Markierungen vorhanden“ haben uns die Zeit versüsst. Gegen 13:00 Uhr Fahrerwechsel. Und dann wurde alles schwarz; als ich die augen wieder öffnete, wurden wir von den Platzanweisern vom Melt! zum „Camping mit Auto“-Platz dirigiert.
Es folgte die Suche nach einem geeigneten Platz (da wir quasi die ersten waren, hatten wir freie Wahl .- was die ganze Sache deutlich erschwerte 🙂 Anschliessendes Aufstellen des Rapido unter bestaunenden Beiworten weil dieses Ding einfach immer wieder verblüfft. Da das Aufstellen des Anhängers so zügig vor sich ging, entschied sich Kickdown, das Zelt auch aufzustellen. Melt!Team2 folgte wenig später, sem.sa beteiligte sich an den Arbeiten, Luki bezog derweil dann sein Zimmer bei „Gudrun“. Das komplette Einrichten hat dann alles in allem 2 Stunden in Anspruch genommen und um 17:00 Uhr weihten wir dann unser mobiles Heim ein.
Es folgte ausgiebige Grillade mit allem Humbuck was der Supermarkt in der Nähe hergab. Mundharmonika-Talent und Alleinunterhalter-Tendenzen zeichneten sich bei den ersten Anwesenden ab. Nachdem dann noch eine ganze Weile darum gekämpft wurde, wo die Piratenflagge aufgestellt werden soll (und vor allem: wie) liessen wir sie schliesslich am Vordach des Zeltes hängen (wo sie dann nicht lange blieb).
Als die Nacht hereinbrach machten wir einen Abstecher richtung Ferropolis. Bereits die ersten Leute die wir deutsch sprechen hörten weckten in uns ein Gefühl von Heimat (das Gefühl, dass jeden Schweizer übermannt wenn er seinen Fernseher anschaltet). Ich fühlte mich direkt wie in einer Werbung, oder einem billigen Film. Was ich da noch nicht wissen konnte: das sonderbare Gefühl des „im Fernsehn seins“ sollte mich noch die ganzen drei Tage danach verfolgen (insbesondere jedesmal wenn ich aufs Klo musste, aber darauf gehe ich nicht näher ein)
Erste dumpfe Klänge zeugten von den ersten Parties, welche auf dem Wohnmobil-Platz gefeiert wurden. Meine Euphorie und mein Bedürfnis, daran teilzunehmen musste ich dann der allgemeinen Müdigkeit unterordnen und wir verzogen uns zurück in den Rapido. Während einige Teilnehmer sich emsig ans Einschlafen machten, feierte der Rest mit „Drawn Together“ und unendlich viel Süsszeug unsere Ankunft beim Melt!.
Tag 1 des Meltfestivals
Schweres Erwachen. Das Wetter stabil sonnig. Unser Rapido wurde bereits von ersten Zelten umsäumt, das wummern einer naheliegenden Anlage erleichterte den Aufwachprozess. Mein Versuch, die Toitoi-Klos zu benutzen, scheiterte an meinem Würgereflex. Erstmaliges Duschen in den Sanitären Anlagen des Festival-Camping-Geländes. Gegen Bezahlung, aber akzeptabel.
Schliesslich machten wir uns für ein paar Besorgungen auf den Weg richtung Gräfenhainichen (als Stellvertreter damit man den Parkplatz freihielt, nutzten wir die Flagge – sie war einfach super, diese Flagge). Dabei umfuhren wir erstmals den Zeltplatz, begutachteten die anderen Mitcamper. Die meisten waren mit Zelt da, unser Rapido hielt einsam und still die Stellung unter vielen Iglus.
Beim Einkaufen: unglaubliche Euphorie bei der Feststellung, dass in Deutschland alles erhältlich ist, was wir tagtäglich in den Werbungen sehen. Grosser Ansturm auf Milchartikel (mmhh, müller Milchreis… obstgarten, froop 🙂 .- hauptsache: künstliche bedürfnisse befriedigen!
Leider kehrten wir dann doch ohne Pappteller zurück (scheint in Deutschland nicht sonderlich beliebt zu sein), aber mit erfinderischer Kreativität schafften wir es dann doch, die letzten verbleibenden Teller für eine letzte Grillade vor dem Melt! zu nutzen. Wir waren bereits leicht im Zeitverzug und entschieden uns, die ersten Minuten Markus Kavka zu opfern, um uns noch die Bäuche vollzuschlagen.
Anschliessend machten wir uns zu Fuss auf den Weg zum Ferropolis-Gelände. Am See entlang tummelten sich die ersten Partyfreudigen, die sonne brannte, absoluter Tod. Die Kräne des ehemaligen Kohle-Abbau-Werks flimmerten am Horizont verheissungsvoll wie eine Fatamorgana. Wir erreichten nur kurz bevor wir fast verdurstet wären den Eingang zum Gelände, tauschten die Tickets gegen hübsche Bändchen, suchten uns sofort den nächsten Cola-Lieferanten, bezogen mächtig Stoff.
Anschliessend schländerten wir durch den Markt, zwischen den einzelnen Bühnen entlang, zielstrebig richtung „Big Wheel“, wo Markus Kavka die ersten Sonnenstich-Tänzer einweihte. Das wir dabei unmengen Fotos verschossen haben war selbstverständlich. Die Kulisse hat uns sehr beeindruckt. Zum Einstieg gönnten sich die Wagemutigen unter uns ein Bier. Ein deutsches Bier. Und wir konstatierten dann, dass Deutsches Bier wirklich scheisse ist. Fortan wird Deutsches Bier als Scheissbier in diesem Bericht Erwähnung finden.
Nach Markus Kavka folgte Tobias Thomas, der dann doch eine Spur zu ruhige Musik in seinem Set untergebracht hatte. Nach einem Liter Scheissbier war ich dann schon erstaunlich betrunken und es folgte Nahrung um wieder ein wenig festen Boden unter den Füssen zu erlangen. Die Hotdogs in Deutschland sind riesig und unglaublich gut – aber kotzen wollen würd ich die nicht!
Während wir verdauend an der Gemini-Stage entlangspazierten, hörten wir Klänge von Final Fantasy. Leider kannten wir die Band zuvor nicht, sonst hätten wir sie in unserem „Must-be-there“-Programm ganz bestimmt aufgenommen. Es war sensationell schön und wir waren alle ganz berauscht von den Violinklängen.
Anschliessend sahen wir uns Jeans Team live auf der Gemini-Stage an. Die Live-Performance war super, auch die Abmischung stimmte nicht so schlecht. Jeans Team hat die Meute geweckt und in Partylaune versetzt. Die Sonne ging ungefähr um diese Zeit dann langsam unter.
Nach Jeans Team zog es uns dann wieder an die Big Wheel-Stage, wo sich Alex Smoke die Ehre gab. Er brachte gut stampfigen Sound der sich prächtig in der Sonnenuntergangsstimmung integrierte. Luki und ich versuchten noch eine Choreographie auf die Beine zu stellen, aber leider wurden wir oft von Lachkrämpfen unterbrochen. Zugleich lernten wir eine Schweizerin kennen, die mit einer Gruppe da war, die ebenfalls den Weiten weg zum Melt! nicht gescheut hat.
Als es allmählich dunkel wurde, enthüllte Ferropolis erst sein wahres Gesicht: das gesamte Gelände, die Kräne und Schaufeln waren mit Scheinwerfern in Szene gesetzt. Den Veranstaltern war nichts zu schade! Nebelmaschinen und Beleuchtungen in den Kabinen inklusive! Wir waren allesamt hin und weg.
Sem.sa verletzte sich während eines Sturzes, nutzte anfangs die kühlende Wirkung von Scheissbier, wurde dann aber doch von Sanitätern behandelt. Ersten Vermutungen zufolge hatte sie sich den Fuss gebrochen. Aber das hat sie natürlich nicht davon abgeschreckt, weiter mit dabei zu sein! Das sind eben noch echte…. keine Ahnung was!
Nach Mitternacht folgte das für mich persönlich wohl „flashigste“ Konzert an der Gemini-Stage. Leider hat niemand von unserer Gruppe meine Meinung geteilt. Ich hab mich ins Getümmel begeben und war während ca. 10 Minuten schlicht total weg! Autechre haben Musik gemacht… das war jetzt schlicht nicht mehr normal!
Tiefschwarz übernahm dann die Gemini-Stage und ich kann nur sagen: Wow! Die konnten mit den Leuten machen was sie wollten! Es war wirklich berauschend und eindrücklich zugleich. Sie bildeten bei uns dann sozusagen die „Enddröhnung“. Aber scheinbar haben ein paar Leute es mit der „Enddröhnung“ etwas zu ernst genommen. Dieser Gedanke schoss uns durch den Kopf, als eine total zugeknallte Prinzessin (ich nenne sie der Form halber Clara) sich vor uns auf die Mauer setzte, dann hinlegte, dann weg war (und gleichzeitig wurde sie zu einem beliebten Ziel spöttischer Partypaparazzis — was uns natürlich besonders amüsiert hat). Irgendwann ….; wir wissen nicht mehr wann stand sie auf und torkelte zielsicher Richtung Menge, was bei den Kreisen die Ihre Pupillen drehten eigentlich verwunderlich war.
danach bestellten wir ein Taxi und fuhren zurück zum Rapido, wo wir dann noch konstatierten, dass die Sonne aufgeht, und dass das Festival super ist. Dann schwarz.
Tag 2 des Meltfestivals
Extrem hartes Erwachen. Unerträgliche Hitze. Sauerstoffmangel. Durst. Es war der Horror. Kurz Duschen, pissen, wieder ins Bett. Nach Stunden des Wachkomas dann erstmaliges Kochen gegen 13:00 Uhr. Knorr-Aufkoch-Becher, Asia-Nudeln…;. lecker. Anschliessendes Verdauen.
Gegen 17:00 Uhr Grillade, Begutachtung der Beute vom Vorabend (Welcome-Tüten vom Melt! mit Bändchen, Pipes, Festivalguide, bonbons; ich bin ohne mein Wissen die Besitzerin eine Luftgitarre geworden, sem.sa von einem Klumpfuss).
Um uns zu schonen bestellten wir ein Taxi um zum Melt! Gelände zu fahren. Gute Sache, so ein Taxi. Sind übrigens in Deutschland relativ erschwinglich!
Wir bekamen dann noch das Ende von Werle & Stankowski mit, fanden die Musik aber abgemischt auf dem Album besser als live. Waren aber dennoch super!
Bei Stereo Total gabs dann kein Halten mehr! Mutig wagten wir uns in die Menge, staunten über die unglaublich hohe Stimme, die eine Fünfzigjährige Frau haben kann, zugleich über die Schlagzeug und Trompetenkünste! . – Die Show der beiden war super, aber die Abmischung war nicht so schön. Etwas wenig Bass….naja, aber es war definitiv lohnenswert!
Wir wagten dann einen kurzen Abstecher um Anajo im Cola-Zelt zu hören, aber ich musste schon nach wenigen Minuten das Weite suchen weil ich einen Erstickungstod aufgrund abartiger Hitze befürchtet habe.
Anschliessend Gefutter, dann verzogen wir uns auf die T-Mobile Terrasse um von dort aus auf der grossen Mainstage Tocotronic zu sehen. Wir genossen die Portion Hamburger Schule, durften viele Songs aus dem neuen Album hören. Besonders dankbar waren wir aber für „Jackpot“!
Es folgte Mouse on Mars auf der Gemini. Es war eine super Show mit einer sehr interessanten Deko in welcher eine Laufschrift zum Mitlesen integriert war. Äusserst spannende Texte über Politik und Gesellschaft, welche unter anderem die Notwendigkeit des Verbrechens gegenüber der Politik verdeutlicht haben. War sehr spannend und ich hätte gern zu Ende gelesen, hätte ich nicht unbedingt Polarkreis18 live miterleben wollen. Also trennten wir uns schweren Herzens von Mouse on Mars und begaben uns ins cola-Zelt, wo nach wie vor totale Hitze herrschte.
Wir entdeckten dann noch einen abartigen (meiner Meinung nach) Polen der sich „mit allen Drogen der Welt“ zugeknallt haben muss. Jedenfalls nervte er und nachdem ich eine halbe Stunde lang negative Schwingungen an ihn geschickt hatte, räumte er dann endlich das Feld. Ich konnte das Polarkreis18 Konzert ab dem zweiten Lied dann vollends geniessen.
Die Live-Performance war beachtlich. Obwohl es eine sehr junge Band ist, verfügen sie über ein überragendes Zusammenspiel. Alle Mitglieder verfügten über sehr gute musikalische Kenntnisse, waren sehr routiniert. Es war eine reine Freude! Als das Konzert zu Ende war, stürmten wir eilig aus dem Zelt um uns mit astreiner Luft zuzuknallen. Pissen.
Anschliessend verzogen wir uns an eine – wie wir meinten – ruhige Ecke nähe der Gemini. Wir fanden dann den berüchtigten „Tonschnittpunkt“. Bereits zu Beginn war es ein untergeordnetes Ziel, diesen Platz zu finden, an dem die Musik von jeder Outdoor-Bühne zu einem grossen Konzert verschmiltzt. Während dieser Zeit konzentrierten wir uns aber hauptsächlich auf Trentemoeller in concert. Es war unglaublich schön und wir haben an diesem Abend wirklich grandiose Leistungen erleben dürfen.
Allerdings verliessen wir diesen Platz als mir ein Käfer mit so einer Wucht gegen das Auge geknallt ist, dass ich noch Tage danach ein Feilchen getragen habe.
Während wir den Tonschnittpunkt verliessen und simultan dazu versuchten, einen Teil der Gruppe via mystisch anmutenden SMS-Anweisungen („Folget dem licht!“) zu finden, entdeckten wir – und ihr werdet es kaum glauben! – Prinzessin Clara, putzmunter! (die Frage war da bloss, wie lange noch) am Bartresen stehen.
Wir platzierten uns dann direkt vor der Gemini-Bühne auf den Sitzreihen, warteten gespannt auf Unkle. Das grosse, triumphale, schillernde Highlight ganz zum Schluss! Bereits nach dem ersten Ton waren wir schlicht am Boden zerstört weil es so beeindruckt hat! Wir waren das ganze Konzert über total in der Musik gefangen. Sogar Rabbit in your Headlights wurde gespielt. Lonely Soul – sem.sa und mein Favorit – blieb leider aus, war aber mehr als verkraftbar. Anbei: hauptsächlich wurden Singles aus dem neuen Album gespielt. Das neue Album ist ein Pflichtkauf.
Hin und wieder, während Unkle sich gerade auf einen neuen Song vorbereitete, hörten wir einige Klänge von der Mainstage herüberdringen. Kelis „rockte“ gerade das Publikum. Aber um ehrlich zu sein, waren wir nicht gerade Begeistert von dem, was wir gehört haben.
Wir machten uns dann gemächlich auf den Weg, bestellten das Taxi, auf welches wir dann (zum glück!) eine halbe Stunde warteten. Um 4:00 Uhr wurden wir zeuge des FeuerwerksSpektakels über Ferropolis. Das Gelände war mit den farbigen Scheinwerfern, Stroboskopen, Nebelmaschinen und Lasern ein einziger bunter Traum, aber das Feuerwerk gab uns dann den Gnadenstoss!
Wir genossen die letzten Lichter über Ferropolis als wir mit dem Taxi richtung Camping-mit-Auto-Platz gefahren wurden.
Wir liessen die Nacht dann ausklingen, öffneten erste Fenster in weiser Voraussicht in der Hoffnung, am nächsten Tag aufzuwachen und nicht nach Luft ringen zu müssen.
Letzter Tag 1 – die Heimreise
Unglaublich brutales Erwachen. Unglaubliche Hitze. Es wehte ein vertrauensseliger Wind, der dann seine Versprechungen doch nicht gehalten hat! Um 10 Uhr verliess uns Oedipus und tratt mit Luki die Heimreise an. Rumlungern, schwärmen, schlafen. Der wachkomatöse Zustand nahm dann gegen 17 Uhr ein allmähliches Ende.
Erste Gehversuche, dann der Abbau des Vorzeltes, Zusammenpacken. Wecken von Totgeglaubten. Dann Zusammenfalten des Rapidos, Plane drüber und los!
Es galt nun schnellstmöglich etwas Trinkbares zu kaufen, zu tanken. Anschliessend duschen in einer Raststätte. Lange Dusche. Dann Weiterfahrt zum nächsten Restaurant, wo wir uns vollfutterten mit echter deutscher Raststättenkost. Und ich muss euch sagen. Was die mengen angeht, sind die deutschen ziemlich auf xxl aus (Deutschland war auch das verheissungsvolle Land, wo wir Bifi XXL und Carazza XXL kaufen konnten). Und lasst euch auch gesagt sein: Essen ist in Deutschland spottbillig! Da kommt uns die Schweiz direkt vor wie ein Feinkostladen!
Nachdem wir geduscht und gestärkt waren, nahmen wir den vor uns liegenden Heimweg offiziell in Angriff. Stunden vergingen.
Letzter Tag 2 – immer noch Heimreise
Merkwürdige Schilder wie „Achtung! Strassenschäden nächste 3km“; oder „Nächste Ausfahrt: Autobahnkirche“; wie auch „Nächste Ausfahrt:Traumland“; durchzogen die Nacht. Tollwütige Lastwagenfahrer kämpften um die letzten freien Schlafplätze, oder nervten uns. Raststättenhalt, tanken, (mmmh, und Schokomilch in der Glasflasche kaufen [oder auch zwischen zwanzig verschiedenen Sorten Wasser auswählen]).
Und als wir uns siegessicher wähnten, die Grenze bald erreicht zu haben, geschah das Unfassbare: Polizei! Unser Problem: Wir hätten dringend nochmals rechts ran fahren müssen (Pisspause, was auch immer), mussten dann allerdings eine gute Gelegenheit sausen lassen, damit die Deutsche Polizei unser defektes Rechtes Blinklicht nicht bemerkt. Und was waren wir froh als sie dann Donuts kaufen gegangen sind! Anbei: Deutsche Autohöfe sind absolut deluxe im Vergleich zu unseren Schweizer Raststätten-Strohhütten.
Irgendwann (ich muss gestehn, etwa 20 km vor der Grenze wohl ein Nickerchen gemacht zu haben) kamen wir dann beim Zoll an, wurden durchgewinkt und befanden uns wieder auf Schweizer Strassen. Einer der markantesten Unterschiede der beiden Strassenkulturen der Schweiz und Deutschlands ist das Verhalten der Lastwagenfahrer. Anschliessend Fahrerwechsel, Pisspause bei Pratteln.
Weiterfahrt, Stau. Langer Stau. Vertrösten des Tomtom-Mannes. Dann die Meldung im Radio: Zwei Unfälle auf unserer Strecke. Ok, Stauherkunft erkannt, kein Problem. Nach tapferen fünfundvierzig Minuten gings wieder zügig weiter (mit den bekannten 80 km/h). Pisspause vor Bern, Sandwicheinkauf in der Tanke bei Münsingen (mein Geheimtipp!), finale Etappe in Sicht! Verladen, Zigaretten kaufen, nach Hause. Duschen. Wachhalten bis 18:30 Uhr, dann Stille.
Tage danach…
…ist mir eingefallen, dass ich noch unbedingt die Luft vom Anhänger hätte schnallen sollen!
… stellte sich heraus, dass Sem.sa sich die Bänder gerissen hatte
… konnte ich aufhören täglich die Fotos von Ferropolis anzustarren
… stand fest, dass wir nächstes Jahr wieder dabei sind!
… bin ich die erste, die einen Melt!Bericht auf die Beine gestellt hat ääätsch!
… wurde mir mitgeteilt, dass in diesem Bereicht 11mal das Wort Pissen oder Pisspause vorkommt