„Trommeln wie die Götter“, betitelte die renommierte Frankfurter Sonntagszeitung das Spektakel.
Der Tagesanzeiger Zürich ergänzte mit: „Die Klangfarben der kleinen und grossen Trommeln und die eigentümlichen Laute der historischen Blas- und Saiteninstrumente vereinen sich im kraftvoll und temporeichen Zusammenspiel der Hochleistungsartisten zu einer atemberaubenden Klangarchitektur“.
Die Leipziger Volkszeitung fasst diese Superlative gar wie folgt zusammen: „(…) Denn die atemberaubende, magische, elektrisierende, archaische, elegante und witzige Trommelshow ist internationales Entertainment vom Allerfeinsten (…) Yamato ist allumfassend: archaisch und modern, elegant und animalisch, sportlich und zart. (…) Einzigartig!“
„Den rasenden Pulsschlag japanischer Götter“ entdeckte die renommierte Süddeutsche Zeitung in dem Spektakel: „übermächtig, besitzergreifend, gewaltig. Ein Sportfest der Sinne, bei dem physische Macht und spirituelle Kraft neues Leben erzeugen.“
„Also naja, entweder die haben alle vom gleichen über Google verfügbaren Artikel abgekupfert, oder es muss ja wirklich gut sein“. Das war mein Gedanke….
Und naja, da ich ja bekennender Japan-Fan bin, habe ich mich hinreissen lassen, sem.sa hinzureissen, auch mitzukommen. Also haben wir am 25. August 2007 den langen und beschwerlichen Weg nach Basel auf uns genommen (selbstverständlich inklusive Stau) um uns die Drummer aus Japan anzuhören.
Wie immer waren wir mit einem Ausdruck der offziellen Webseite, in welcher die Anfahrt beschrieben wir, ausgerüstet. Diese bedeutete uns, erstmals immmer schön Richtung Messe zu fahren, was dann auch wirklich riesig gut funktionierte! Wir fanden schnell ein anheimelndes Parkhaus, dem wir vertrauten (auch wenn mehrfach zu lesen, dass sie für Schäden an den Autos nicht haften würden). Wir fanden sogar ein Auto, welches ebenfalls eine Minidisco-Kugel am Rückspiegel befestigt hatte (fand ich jetzt irgendwie eine süsse Anekdote, aber ich weiss, es lässt sich drüber streiten).
Erstmals hatten wir gehörig Kohldampf…, also suchten wir nach der nächstbesten Gelegenheit um etwas Essbares zu bekommen. Da sem.sa unter einer verschärften Clown-Phobie leidet, versuchten wir uns schnell vom Zirkus-Areal zu entfernen, welches direkt neben dem Parkhaus war. Wir fanden dann irgend so ein „Tea Room“ (also so würde man es im Wallis nennen), welches in seinem Namen die Worte „Le“ und „Plaza“ miteinander in Verbindung brachte. Wir setzen uns nichtsahnend, aber in der Sicherheit gewogen, genügend Geld mit sich führen, in der „Gartenterrasse“.
Wir wurden zugleich freundlich abgefertigt, uns wurde Cheesburger mit Pommes oder Clubsandwich angeboten. Sem.sa nahm den Cheesburger, ich den Clubsandwich, da ohnehin beide dieser Brotpaare mit irgendetwas dazwischen über 20 Franken gekostet haben. Und dann warteten wir.
Und während wir so eine gute Stunde gewartet hatten, bemerkten wir, dass wir weniger in einer „Gartenterrasse“ sondern eher auf einem umfunktionierter Bürgersteig mit direktem Blick auf eine vielbefahrene Strasse, sassen.
Unsere sehnsüchtigen Blicke durch die Schaufenster hatte dann das Herz (ich denke die teilen sich alle eines) der Angestellten erweicht und sie brachten uns dann unsere Bestellungen, kalt, aber noch essbar. Und obwohl das Essen kalt war, die Menge war befriedigend. Aber ja, es war wirklich kalt. Aber lecker. Aber kalt.
Fürs Zahlen entschieden wir uns dann, direkt dir Rechnung zu verlangen als das Geschirr abgetragen wurde, weil wir die Vorstellung nicht verpassen wollten. Und gemessen an der Dauer, die das Essen benötigt hat, dachten wir, dass eine Rechnung sicher unglaublich viel zeit in Anspruch nehmen würde. Aber die ging dann doch schneller.
Bis zur Ausstellung hatten wir noch ein wenig Zeit. Und uns stand der Sinn nach einem Dessert. Wir machten uns auf die suche nach Leckereien, jedoch schloss das Kiosk beim Parkhaus am SAMSTAGNACHMITTAG UM 14 UHR (welches Kiosk macht denn sowas?) Also sahen wir uns erstmals auf dem Messe Basel Gelände um und und fanden das vermeintliche Theater (es stand zwar nirgendwo eindeutig, aber das ist ja in der heutigen Mordene eh nicht mehr üblich… und es hingen überall Theaterplakate… und es gab Eingänge mit Ticket-Kassen…)
Eine halbe Stunde vor Showbeginn warteten wir also vor dem „Theater“. Eine Viertelstunde vor Beginn wurden wir stutzig, als noch keine Sau mit uns vor den Eingängen wartete, also fragten wir eine Passantin, welche uns dann mitteilte, dass das Musical Theater noch ein ganzes Stückweit weg liegen würde. Wir machten uns also schleunigst auf den Weg, nach wie vor mit einer enormen Lust auf Süsses! Und tatsächlich: ein paar Meter vor dem Musical fanden wir ein Kiosk, welches wir anschliessend leer geräumt haben, dann gings schleunigst zur Show.
Da wir die Drummer nie gehört oder sonst etwas von ihnen gesehen hatten ausser ein paar Kritiken von käuflichen Journalisten, gingen wir ohne Erwartungen in die Show.
In Nara ist Heimat der Gruppe, deren Gründer Masa Ogawa ist. Und nun will ich mich kurz anhand es auf der Webseite des Musical Theaters verfügbaren Einstimmungstextes über die Show äussern: „Die aktuelle Inszenierung Shin-on – Der Herzschlag verspricht eine Rückkehr zur Uridee von Yamato – The Drummers of Japan: zurück zu DEM einen Schlag der alles ist! Zurück zur tiefen Übereinstimmung von Herzschlag und Trommelschlag, in den die Musiker all ihre Kraft und all ihre Gedanken legen.“
Also: Tatsache war, dass sie viel Kraft in den Trommelschlag gelegt hatten, denn der war für einige nicht gerade kleine Trommeln wirklich notwendig (also die Basstrommel mit fast zwei Metern Durchmesse [Schätzwert] hat schon wirklich gut getönt). Die Gruppe war grösstenteils gut aufeinander abgestimmt. Aber aus unserer Sicht waren die sportliche Leistung und das gute Zusammenspiel herausragend, die „wirklich musikalischen Darbietungen“ (Einsatz von Zitern und Flöten) waren dann wirklich weniger berauschend, und auch wenn unser westliches Gehör für asiatische Klänge nicht immer zu begeistern ist, so war an gewissen Stellen wirklich sonnenklar, dass das unabsichtlich produzierte Missklänge waren, allerdings wurde mit einer so grossen Geschwindigkeit gespielt, dass schon wieder die Sportlichkeit mehr im Zentrum stand als die Musikalität.
Wir fanden es auch sehr schade, dass sie nur wenige verschiedene Rhythmen eingesetzt hatten, sondern sehr oft auf dem gleichen Schema aufbauten (was dann leider nicht so spannend war, denn erst die Pausen machen die Schläge spannend). Wie gesagt, sie waren schnell und stark, aber rhythmisch war das auch keine Kunst, es gab ja auch keine Taktverschiebungen, sondern maximal Anpassen von Lautstärke oder von Geschwindigkeit.
Allerdings müssen wir der Gruppe wirklich zu Gute halten, dass sie wirklich gute Laune verbreitet haben, einen internationalen Humor an die Leute brachten und wirklich sympathisch waren. Sie haben stets mit Witz und Charme durch die Show geführt.
Also verliessen wir dennoch zufrieden den Theatersaal. Es war zwar kein Renner, aber eindrücklich wars ja trotzdem. Also ich denke immer noch gerne an das wohlige Gefühl zurück, das mich überkam als die richtig grosse Basstrommel zum Einsatz kam und die Vibrationen des Schlages dann wirklich durch die ganze Halle drückten.