Neulich erst bekam ich einen Artikel in die Finger in dem es darum ging, dass man die Künstler aus der Region besser vor der Konkurrenz durch „Amateure“ schützen solle in dem eine art „regionale Künstlergewerkschaft“ ins Leben gerufen würde um „die Spreu vom Weizen“ zu trennen. Weiter beklagte die interviewte Person, dass das allgemeine Kunstverständnis oft nicht genügend entwickelt sei um „echten Werken“ die Anerkennung zu zollen, die sie verdient hätten; zu oft werde Schönheit an Realitätsnähe gemessen.
Ich habe mir den Artikel die letzten Wochen auf der Zunge zergehen lassen und komme nicht umhin, ungefragt meine Meinung dazu zu äussern, auf die Gefahr hin damit nicht wenigen Leuten auf den Schwanz zu treten.
Ich selber habe mit dem Gedanken gespielt, mich auf die „künstlerische Schiene“ zu begeben, bzw. eine Gestalterische Berufsmatura zu absolvieren um dann mit „Kreativität“ meine Brötchen zu verdienen. Bereits beim Vorkurs für den Lehrgang wurde mir jedoch bewusst, dass Kunst – genau so wenig wie Musik – für den Gelderwerb missbraucht werden darf. Ich habe den Vorkurs vorzeitig abgebrochen, habe aber dennoch meine Lehren daraus gezogen.
Zum Schlagwort Kunst sagt Wikipedia:
Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selber sein.
Auf den Nenner gebracht: Kunst ist all das was entsteht wenn ein Mensch etwas Kreatives erzeugt, welches keinem konkreten Zweck ausser dem des Schaffens selbst dient.
Warum Andy Warhol zum Millionär wurde mit angemalten Alt-Blechbüchsen kann nur mit einem Wort begründet werden: Kunst. Aber jetzt mal im Ernst: war das denn wirklich dermassen revolutionär? Darf die Erkenntnis, dass Schrott ästhetisch sein kann, so viel Geld wert sein?
Kunst ist das Gekritzel welches während eines Telefonates auf einem Papierfetzen entsteht. Kunst ist Gesang unter der Dusche. Kunst kann doch alles sein, was der Mensch tagtäglich als Ventil für seine Kreatitivät benutzt. Warum ist die Kreativität von Menschen, die gelernt haben was allgemeinhin als „schön“ anerkannt wird, mehr wert als die unverfälschte, echte Kreativität von Menschen, die sich einen Scheiss darum kümmern, ob es gefällt oder nicht?
Und wenn die Leute das Realitätsnahe als schön erachten, dann muss sich doch niemand daran stossen. Wozu das Publikum darauf konditionieren was ihm zu gefallen hat? Tagtäglich wird uns oft genug vorgekaut was wir schön zu finden haben. Verschont uns mit weiteren Dogmen!
Die sogenannte „Kunst“ spiegelt lediglich das Menschliche Unvermögen mit Fantasie umzugehen wider. Entweder ein Kunstwerk hat eine Aussage und kann einem Stil zugeordnet werden, oder es ist Dadaismus. Was auch immer: wichtig ist, dass es einer Kategorie angehört, und wenn es noch keine gibt muss eine geschaffen werden! Als würde Kunst ohne Norm ersticken wie ein Mensch im Weltall! Bereits das Wort „Kunst“ ist Bockmist, weil Können und Talent doch total irrelevant sein können, wenn das Werk selbst fasziniert.
All die Aussagen der „Künstler“ über die „Kunst“ sind so hedonistisch und peinlich, geschwängert von Selbstverliebtheit und Arroganz, das einem doch ganz schlecht werden muss; besonders wenn die Werke zwar „unglaublich viel aussagen“, im Endeffekt aber das Produkt eines Kleinkindes sein könnten. Noch besser finde ich Künstler, die Kunst mit Gott gleichsetzen und sich selbst als Werkzeug bezeichnen. Das mag ja ganz hübsch tönen, aber in Wahrheit tun sie das was alle tun, wenn sie „Kunst“ fabrizieren: sie machen irgendetwas ohne Sinn und Zweck und denken dabei so wenig wie möglich nach.
Jeder Mensch ist ein Künstler. Und ein Diplom dafür zu vergeben ist lächerlich und unrichtig. Persönliche Entfaltung ausbezahlt zu bekommen ist unterste Schublade. Menschlichkeit wird zur Ware gemacht, Kunst wird wie ein Label auf hässliche Objekte gepappt weil es genügend Konsumenten gibt, die nichts besseres mit ihrem Geld anzufangen haben als es für Waren zu verschleudern, um ihr Prestige zu wahren. „Kunst“ ist so gesehen eigentlich bloss das, was Modeklamotten für Pubertierende sind. Mit dem Unterschied dass Kleidung – nicht jede, aber oft – noch einen funktionellen Zweck erfüllt.
Berufskünstler sind meiner Ansicht nach geltungssüchtige Menschen, die das Glück hatten von gut situierten Eltern ihre Ausbildung und ihr Leben finanziert bekommen zu haben. Sicher mag es auch „arme Künstler“ geben, die sich so richtig den Weg durch die Gasse erkämpfen mussten, von den Eltern verstossen. Aber wozu denn? Wie wär’s denn mit einem Job gewesen, ohne die Sozialleistungen des Staates zu belasten? Wie wär’s denn damit, sich nicht von Stiftungen und Stipendien durch die weltfremde Ausbildung schleppen zu lassen, sondern statt dessen das Leben zu erleben und so wie Millionen „Amateure“ auf der Welt das Erlebte kreativ zu verarbeiten? Ist das zu „banal“ (banaler als Warhol??), oder ist es zu wenig „revolutionär“? Vielleicht sind sich die Berufskünstler einfach nur zu schade dafür, ein Leben wir alle anderen zu fristen?
Wenn sich Künstler in „Gewerkschaften“ zusammenschliessen um sicherzustellen, dass genau ihre Auswüchse der Fantasie mehr wert sind als die aller anderen, dann empfinde ich das als weltfremd und lächerlich. Natürlich stehe ich für Diskussionen offen.