Die beiden US-Pseudoverlagshäuser Alphascript Publishing und Betascript Publishing haben es sich zur Aufgabe gemacht, “akademische Untersuchungen” zu drucken – “weltweit und völlig kostenlos für den Autor”. Im Klartext bedeutet das, dass Wikipedia-Artikel kopiert, formatiert und zwischen zwei Buchdeckel gepresst auf den Markt geworfen werden, wo nichtsahnende Kunden dann zuschlagen. Für jedes Buch wird zwischen 30 und 60 Euro verlangt. “Pro Jahr veröffentlichen wir mehr als 10.000 neue Titel und zählen deshalb zu den führenden Verlagshäusern im akademischen Feld”, wird einem daraufhin noch zugeprostet.
Für die beiden Unternehmen ist Wikipedia die publizistische Goldgrube, der Ort, an dem unbezahlte Content-Affen für lau arbeiten und abends mit dem guten Gefühl in der Brust den Rechner ausschalten: “Heute habe ich etwas für den Erhalt des Wissens der Menschheit getan.”
Alphascript und Betascript Publishing arbeiten mit System. In den Staaten regt sich unter Bloggern großer Unmut, nicht zuletzt, da Amazon selbst offenbar Gefallen an dem Geschäftsmodell findet. Surhone-Bücher werden den Kunden aktiv als Kaufobjekt vorgeschlagen (“Hier sind einige der Ihnen empfohlenen Artikel. Klicken Sie hier, um alle Empfehlungen anzuzeigen.”). Um eine Stellungnahme gebeten, antwortete Amazon USA: “Als Händler ist es unser Ziel, den Kunden die größte Auswahl zu bieten, damit sie die Produkte finden, entdecken und kaufen können, die sie suchen.” Klar, vor allen Dingen “kaufen”, denn der Buchhändler verdient ja kräftig mit.
Mal sehen, was Amazon Deutschland dazu sagt. Ich habe dort gegen zehn Uhr angeklopft und um ein Statement gebeten.
Danke für diesen äusserst interessanten Hinweis an Vatter André!
Und? Gibt’s hierzu Neues? Habe heute so ein „Buch“ gesehen.
Auf basicthinking sind die Bemühungen von Vatter André folgendermassen protokolliert:
Hallo allerseits,
ich habe die heute erst entdeckt und bin einer der Leidtragenden, deren Wikipedia-Artikel hier geklont werden.
Zum einen hoffe ich, dass die Käufer nicht blöd genug sind, für einen Wikipedia-Artikel in Buchform 30 Euro hinzublättern (das sind bitte 1 Euro pro Seite!).
Zum zweiten möchte ich mal gerne wissen, ob da auch Bilder sind, die dürfen sie nämlich nur bedingt verwenden.
Wieder einmal ist also die Konsumenten-Intelligenz gefragt.
Lg
Robert
Habe die heute auch bei amazon.de entdeckt – wenigstens ist die Beschreibung nicht gelogen.
50 Euro fuer 150 Seiten Wikipedia ist wirklich ultradreist – in Deutschland kann man die Dinger zum Glueck wieder zurueckschicken, so dass wohl entweder Amazon oder Beta auf den Kosten sitzen bleibt…
Wäre fast auf der Schwindel zu dem Tietel „Alternate Reality Game: Narrative, Artificial…“ bei amazon.de reingefallen.
Zum GlĂĽck fand ich ĂĽber die ISBN bei libri.de eine Rezension die genau darauf hinwies.
Des weiteren ist mir ein weiterer Verlag „Books Llc“ aufgefallen die das gleiche etwas weniger professionell machen.
Sucht man bei Amazon nach „Alternate Reality Game“,was ich gemacht habe, dann sind 5 der 16 Titel auf der ersten Seite Wikipedia-Artikel.
Crowdsourcing zur Büchergenerierung geht aber auch anders, wie die ersten beiden Treffer, der selben suche, zeigen. Diese führen einen zu grin.com, bei denen man seine eigenen Ausarbeitungen oder seine Abschlussarbeit vermarkten lassen kann. 12€ für 56 bzw. 26 Seiten einer Ausarbeitung sind zwar immer noch total übertrieben aber es wird wenigstens explizit, in der Produktbeschreibung, darauf verwiesen das es sich um eine Ausarbeitung von Person XY handelt.