Wikileaks im Kielwasser der Schweizer Piraten

Wikileaks – vor wenigen Monaten noch als Randphänomen abgetan – hat sich innert kürzester Zeit mit der Veröffentlichung brisanter Informationen aus der internationalen Politik zu einem internationalen Politikum gemausert. Julian Assange, die Gallionsfigur des Netzwerkes, wird mittlerweile International gesucht. Die Onlinepräsenz von Wikileaks wurde gestern erfolgreich in die Schweiz übergesiedelt.

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https://i0.wp.com/www.datacell.com/img/mobile-logo.png?resize=147%2C27Vor gut einem Jahr gelangte Wikileaks mit einer ersten Anfrage an Datacell, das in Reykjavik und Münchenstein BL Datencenter betreibt. Die Beziehung zu Wikileaks fruchtete: Seit diesem Herbst ist Datacell für einen Grossteil der digitalen Spendenabwicklung von Wikileaks verantwortlich.

http://www.interpol.int/Public/ICPO/FactSheets/images/LogoRouge.gif;pvb9cefb582f423388Julian Assange ist seit August dem Vergewaltigungsvorwurf ausgesetzt und wird seit kurzem international von Interpol gesucht; behandelt wie ein Terrorist. Vermutlich tappte er ahnungslos in eine Falle, die jedem Ausländer der die Gesetzeslage in Schweden nicht kennt passieren kann. Er hatte wahrscheinlich Sex mit zwei Frauen die das bewusst wollten, aber ohne Kondom. Es scheint naheliegend, dass es sich um eine inszenierte Schmutzkampagne handelt. Julian selber belastet dies sichtlich schwer:

http://t1.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTjN09tZinA2Z6OuXCzjwyQgHGJSsxjrtrxOy9e-00g1AxnJ3xllAIm November reiste Assange auf Einladung des Freiburger Anwalts Ridha Ajmi nach Genf, wo er sich bis Mitte Monat aufhielt. An einem Sonntag verabredete er sich mit der Spitze der Schweizer Piratenpartei in einem italienischen Restaurant in Genf.

Die Piraten berieten Assange bezüglich der Schweizer Rechtslage, den Föderalismus und «wie er am besten mit den Behörden in Kontakt treten kann». Konkret wollte Assange wissen, wie man politisches Asyl beantragt. Hier die Infos aus erster Hand:

Ein paar Tage lang suchte ich den Kontakt zu ihm, der über mehrere Personen und persönliche Assistenten schlussendlich ziemlich spontan zustande kam. Von der definitiven Zusage bis zum Treffen hatten wir gerade mal 3 Stunden Zeit – inklusive einer zweistündigen Fahrt nach Genf. So trafen wir also Julian zu einem Diner mit spannenden Gesprächen. Seine Bodyguards empfingen uns übrigens auch ganz freundlich ;).

Um das vorweg zu nehmen: Er verriet uns keine Geheimnisse, die nicht sowieso schon durch die Medien bekannt waren. Lediglich eine Ankündigung von etwas Grossem, das die Welt verändern werde, nahmen wir als Neuigkeit mit. Mehr wollte er nicht verraten. Heute wissen wir natürlich: Er meinte damit Cablegate. Die Menschheit ist nun darüber informiert, dass die Schweiz eine frustrierende Alpendemokratie ist. Leak sei Dank!

Wir führten gute Gespräche mit Julian und seinen Begleitern. Unser Land ist natürlich nicht so schnell erklärt, die Zeit ging also ruck zuck um. Ich denke, er schätzte unser Angebot und nahm unsere Erklärungen gerne entgegen.

https://i0.wp.com/mri.brechmos.org/wp-content/uploads/2010/01/12/everydns/everydns.gif?resize=121%2C27Ab Donnerstagaband wurden die Nameserver von wikileaks.org abgeschaltet, und damit der Zugriff auf die gleichnamige Webseite unmöglich, da der in den USA ansässige Anbieter EveryDNS.net Wikileaks fallen gelassen hatte – angeblich, da zu viele Zugriffe erfolgten.

https://i0.wp.com/www.lesen.net/wp-content/gallery/juli/amazon.jpg?resize=100%2C72Bereits kurz davor kündigte auch Amazon seinen Dienst für Wikileaks, weil ihnen aus heiterem Himmel aufgefallen ist, dass Wikileaks die Geschäftsbedingungen nicht einhalte.

http://t0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQ_CQQl0nJGTJE-uU5G9-OiF0UQ91aY-8PAcEkBhQpSmjiK-ZhRBgGestern um 10 Uhr berichtete WikiLeaks dann via Twitter von einem Umzug in die Schweiz und linkte hierbei auf wikileaks.ch. Die Domain ist seit Juni 2010 im Besitz der Piratenpartei Schweiz und leitete auf die Server des Projektes weiter. Da die Schweizer Domain ebenfalls die Nameserver des oben genannten Anbieters verwendete, bestand das Risiko einer weiteren Sperre.

Wie erwartet wurde am späten Freitag wikileaks.ch von EveryDNS.net gesperrt. Der Tagesanzeiger kündigte sogar bereits die Vergangenheit von wikileaks.ch an.
Während die Piratenpartei Schweiz die DNS-Einträge migriertee, war wikileaks über zahlreiche andere Domains erreichbar gehalten worden:

* http://wikileaks.piratenpartei.de/
* http://ljsf.org/
* http://wikileaks.de/
* http://wikileaks.dk/
* http://wikileaks.eu/
* http://wikileaks.nl/
* http://wikileaks.pl/
* http://wikileaks.lu/
* http://wi.kileaks.com/
* http://wikileeks.org.uk/
* http://wikileaks.eu.org/
* http://wikileaks.jmp.net/
* http://wikileaks.dd19.de/
* http://sunshinepress.org/
* http://wikileaks.fs-cdn.net/
* http://wikileaks.alios.org/
* http://wikileaks.askedo.de/
* http://wikileaks.dotnul.org/
* http://wikileaks.no-ip.co.uk/
* http://wikileaks.showeb.net/
* http://wikileaks.sm0ke.me/
* http://way2wikileaks.org/

und last but not least 🙂

* http://leakit.sinnfrei.ch

Gut zwei Stunden nach Abschaltung der EveryDNS.net-Server waren mehrere Nameserver als Ersatz zur Verfügung gestellt. Bereits am späten Freitagabend haben die DNS-Server der grossen Schweizer Provider die neuen IP-Adressen repliziert, der Zugang war wieder grossteils möglich.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei unserer Partei 🙂

Die hohe Anzahl der Domains die plötzlich zur Verfügung standen um den Zugriff auf Wikileaks aufrecht zu erhalten und die kurzfristige Mobilisierung mehrer Ersatznameserver zeigen, dass eine internationale Community hinter Wikileaks steht und bereit ist, die informationelle Selbstbestimmung aufrecht zu erhalten. Ein gutes Gefühl.

0 Gedanken zu “Wikileaks im Kielwasser der Schweizer Piraten

  1. Für WikiLeaks wird die Arbeit noch schwieriger. Der Bezahldienst Paypal setzt WikiLeaks vor die Tür und hat das Konto gesperrt, über das bisher viele Spenden flossen. „Verletzung der Nutzungsbedingungen“ wegen „Förderung illegaler Aktivitäten“, lautet die Begründung. Schau an, wenn ich sehe wieviele webseiten mit paypal arbeiten, die illegale sachen machen, zeigt mir das doch wieder, dass der Anbieter wohl extremen Durck von den USA bekommen hat. Ich frage mich, wie paypal sich verhalten hätte, wenn es kein amerikanisches Unternehmen wäre.

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