Rüstungsindustrie und Armee dürfen sich im Angesicht der aktuellen Entwicklungen die Hände reiben: Gelder, die in den Zivilschutz und Bildung investiert gehören, landen nun postwendend in der Rüstungsindustrie. Vergessen sind die Erkenntnisse, die bereits die Coronapandemie zu Tage gefördert hat: Für einen Ernstfall ist das zivile Volk weder geschult noch vorbereitet. Es zeugt von einer krassen Arroganz mit Blick auf die klimatischen Szenarien und ihren möglichen Folgen für die zivile Bevölkerung.
Jede Waffe schafft ein Machtgefälle, welches eine Aufrüstungskette zur Folge hat. Solange die Produktion von Waffen auch noch dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterliegt, binden wir die wirtschaftliche Existenz von Familien an sie. Und plötzlich sind die Lager voll mit in Eisen gegossener Angst vor der Tatsache, dass wir alle verletzbar sind. Unsere Armee lebt als folkloristisches Relikt des Schweizer Söldnertums, aber die Schweiz müsste derart viel Grenzfläche im Verhältnis zur Fläche des Landes verteidigen, dass es an einen gelungene Witz grenzt, überhaupt eine bewaffnete Armee zu betreiben. Es ist Zeit für ein Umdenken.
Die Zivilschutzanlagen sind vielerorts in einem desolaten Zustand. Die Anlagen wurden kaum dem Bevölkerungswachstum angeglichen: die hygienische Grundausstattung und die Sanitäranlagen sind nur selten zeitgemäss. Es mangelt an Lage- und Ausstattungsinformationen für die Bevölkerung, an Risikoanalysen und bevölkerungsorientierten Selbsthilfeszenarien.
Frauen möchten genauso in den Bevölkerungsschutz eingebunden werden wie Männer. Sie werden im Augenblick geradezu zu Zivilistinnen degradiert, obwohl die Corona Pandemie hat gezeigt, dass in der Frage von Medizin und Pflegeversorgung mehr Resilienz erforderlich ist. Der Bevölkerungsschutz der Schweiz muss neu konzipiert werden und er darf keinesfalls länger eine Geschlechterfrage sein. Nicht zuletzt wird dies wohl die einzige Möglichkeit sein, den allgemeinen Pflegenotstand langfristig tragen zu können.