Diktator werden für Dummies

übers: How to become a Dictator for Dummies

Geneigter Leser Ich begrüsse dich zu einer Kurzeinführung in „Diktator für Dummies“. Wir beide wissen, aus welchem Grund du das hier liest: du willst Macht, unendlich viel Macht!

Ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass du nach dieser Lektüre ein gemachter Diktator sein wirst, aber vielmehr bin ich überzeugt, dass du lernen wirst, deine Fähigkeiten einzuschätzen, und erkennst, dass in jedem von uns ein kleiner Diktator schlummert, der nur darauf wartet, geweckt zu werden! Desweiteren kann ich dir das richtige Rüstzeug mit auf den Weg geben.


Vielleicht kannst du dein Portrait hier schon bald einreihen….

Einstellung und Religion

Lieber zukünftiger Diktator, es ist absolut wichtig dass du eine klare Meinung (und zwar zu allem!) vertrittst. Diese Meinung muss stets mit deiner Einstellung zu Leben (siehe Kapitel „Was ist Leben? Muss man sowas schützen?“) und Gesellschaft (siehe Kapitel „Die Gesellschaft – eine Herde“) übereinstimmen. Es ist auch sehr wichtig, stets gemäss dieser Einstellung zu handeln (Präzedensfälle im Kapitel „Geld und Macht richtig einsetzen“).

Es gibt leider kein Patentrezept, welche Einstellung für einen Diktator am besten geeignet ist. Die Geschichte unserer Gesellschaft gibt diesbezüglich leider wenig Aufschluss. Nach wie vor hält sich der Mythos von einer berühmt berüchtigten „Laffer-Zauberformel“ aufrecht. Es ranken sich verschiedenste Gerüchte um diese Zauberfomel: allem voran gilt sie als der Schlüssel zum Volk, als ideale Meinungskonvention, welche dem Diktator einen maximalen Freiraum belässt, während das Volk sich langfristig verstanden wähnt. Seit 1523 ist das besagte Dokument verschollen und ich selber kannte einige vielversprechende Diktatoren, die ihr Leben mit der Suche nach diesem Schriftstück vergeudet haben, während an ihrer statt ein paar billige Möchtegern-Politiker das Zepter an sich gerissen haben.

(Wir dir, geneigtem Leser, sicher nicht entgangen ist, können sämtliche Gesinnungen, welche den Diktator als Machthaber in Frage stellen, nicht gewählt werden; der Rest ist ähnlich wie Kochen: die Mischung machts)

Allerdings gibt es auch einen sogenannten Schleichweg in die Herzen der Menschen… betrachtet man aber die hohe Anzahl der Personen, welche diesen „Schleichweg“ bereits beschritten haben, würde ich sagen, dass es mittlerweile ein ziemlich breiter Trampelpfad sein müsste, um nicht zu sagen: der Highway unter allen Wegen, Diktator zu werden: Religion.

Ergänzend zu einer radikalen Grundeinstellung ist Religion das ideale Schmiermittel! Auch hier verlassen wir uns auf empirische Resultate: die Geschichte zeigt deutlich, dass Religion breit und gut verträglich eingesetzt werden kann. Da es zumeist schwierig ist, rational denkenden Menschen eine radikale Grundeinstellung aufzuzwingen, kann Religion als Hintertürchen genutzt werden! Religion ist in vielen Schichten der Gesellschaft das einzige irrationale Element (abgesehen von Sex), und da die meisten Heiligen Schriften alt und schrumplig sind kann man so gut wie jede davon durch eine scharfsinnige Interpretation zu einer politischen Klaransage verwerten.

Leider kann ich auch hier keine konkreten Empfehlungen geben, jedoch kann ich dir mitteilen, worauf du bei der Religionsauswahl zu achten hast:

– es sollte eine Weltreligion sein (viele Anhänger auf der ganzen Welt verteilt [selbst wenn eine Diktatur auf ein Land eingegrenzt werden soll, so sollte man doch zumindest vorausschauend planen…])

– das Christentum solltest du nicht nehmen (wurde schon zu oft benutzt, darauf fallen die Leute nicht mehr rein)

– der Islam ist auch bereits vergeben

Wir halten fest: eine radikale Grundeinstellung ist wichtig (um direkt Aufmerksamkeit zu erzeugen), und ebenso wichtig ist eine religiöse Grundmauer (um die Leute von der radikalen Einstellung überzeugen zu können).

Wie du sicher bereits festgestellt hast, werden also die Autonomen und Nicht-Religiösen somit zur eigentlichen Feindgruppe. Am Besten ist, wenn man sie von Anfang an gut im Auge behält. Dies als profilaktische Massnahme um später – sobald man genügend Macht innehat – eine Massenexekution schnell und effizient durchführen zu können.

Ausbildung und Beruf

Um ein angesehener Diktator zu sein, muss man auch ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft sein (obwohl Hitler beweist, dass auch hier die Ausnahme die Regel bestätigt). Dies kann man mit Geld, Arbeit oder blossem Status erreichen, abhängig von der individuellen Situation. Im Idealfall verfügst du über viel Geld, bist das Kind einer öffentlich anerkannten Familie und verfügst über juristische, militärische oder politische Kenntnisse. Falls du aber weder erlauchte Eltern noch eine gute Ausbildung hattest, kann Geld allein auch eingesetzt werden (aber spiel zur Sicherheit mal Battlefield um ein paar militärische Kenntnisse zu erlangen). Zentral bleibt folgende Aussage: Geld ist das notwendigste Mittel.

Die Gesellschaft – eine Herde

Ich möchte dich nun vertraut machen mit deinen Schützlingen. Um es im Vorweg zu nehmen: als Diktator verfügst du über absolute Macht. Der Unterschied zwischen dir und beispielsweise einem König ist der, dass du aber keine Verantwortung übernimmst. Und dies ist wirklich wichtig: als Diktator hast du Macht, nicht Verantwortung! Deshalb also im Überblick:

Wie in jeder Herde gibt es auch in unserer Gesellschaft die Leittiere, ganz gewöhnliche Herdenmitglieder sowie Alte und Schwache Tiere. Es macht für einen Diktator keinen Sinn, die Gesellschaft weiter aufzuteilen. Für ihn gibt es Politiker/Führungspositionen, Zivilisten und Ballast.

Die Politiker, Akademiker und weitere Führende Personen müssen – dies hängt von der jeweiligen Taktik ab – entweder überzeugt oder beseitigt werden. Einige Diktatoren schwören darauf, direkt zu beseitigen, da sie der Loyalität im Prinzip abgeschworen haben. Aber es liegt im persönlichen Ermessen und kann nach Lust und Laune variieren.

Die Zivilisten bilden den grossen Topf und sollten frühzeitig unter Kontrolle gebracht werden. Auch hier gibt es verschiedene Varianten. Einige Diktatoren schwören auf öffentliche Exekutionen, andere wiederum halten die Todesstrafe im Stillen für angebracht. Aber natürlich hat auch im Diktatoren-Business der Zeitgeist Einzug gehalten. Modernere, daher noch vielerorts noch unerforschte, Methoden sind beispielsweise: die Leute ehrlich überzeugen, die Leute unter Drogen setzen, Massenhypnose, zielgerecht eingesetzte Seuchen, oder indem man die Leute dazu motiviert (gute Anstellungen oder Ähnliches dienen als Belohnung).

Die Behinderten, Kranken, Schwachen und Alten werden von den meisten Diktatoren direkt ausgesondert oder vernachlässigt. Dies ist sicher äusserst kosteneffizient, ist aber etwas langweilig. Die Geschichte berichtet von keinem einzigen Fall, indem Behinderte beispielsweise als Manövriermasse eingesetzt wurden oder Ähnliches. Also dieses Gebiet hat mit Sicherheit ein hohes Pionierpotential, welches sich auszuschöpfen lohnen könnte.

Der Aufstieg – das Coming-out

Der Aufstieg eines Diktators gestaltet sich vielfältig und hängt stark davon ab, ob man hauptsächlich mit Status, Arbeit oder Geld agieren möchte. Es empfehlen sich allerdings folgende Strategien:

– Politische Laufbahn, warten bis der Staat kränkelt, eine autonome Partei auf die Beine stellen und allmählich die Macht an sich reissen, dann: Thronbesteigung.

– Militärische Laufbahn, warten bis man in der Hitze des Gefechts die eigene Befehlsmacht ausweiten kann, mit gandenloser Brutalität Angst und Schrecken verbreiten, dann: Thronbesteigung.

– Gesellschaftlich anerkannte Laufbahn, sich zur Wahl stellen, im Besitz der Laffer-Zauberformel sein, dann: Thronbesteigung.

Natürlich gibt es noch viele Schleich- (und Irr!)wege, aber diese Methoden haben sich allenfalls bewährt.

Weiterführend

Solltest du also dein Ziel erreicht und „das Amt des Diktators“ bekleiden, so darf ich dir recht herzlich gratulieren! Du hast etwas geschafft was sich 6.755.965.106,00 (Stand 23.10.2007 13.36h) Menschen mindestens einmal in Ihrem Leben wünschen. Um auch weiterhin erfolgreich und machtorientiert handeln zu können, empfehle ich dir meinen zukünftigen Beststeller „How to stay Dictator for Dummies“.

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